Nutzen und Risiken der Krebsvorsorge |
Damit eine Vorsorgeuntersuchung in das gesetzliche Krebsfrüherkennungsprogramm aufgenommen wird, muss sie bestimmte Qualitätsanforderungen erfüllen. Dr. Birgit Hiller vom Krebsinformationsdienst KID des Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg erklärt im Gespräch mit dem PTA-Forum: »Der Nutzen für die Zielgruppe muss sich in einer statistisch messbaren Verlängerung der Lebenszeit zeigen. Eine Untersuchung, durch die Betroffene lediglich früher erfahren, dass sie einen Tumor haben, eignet sich nicht zur Krebsfrüherkennung.«
Zudem müsse eine Untersuchung eine Krebserkrankung so sicher wie möglich nachweisen können – es dürfe also keine oder möglichst wenige übersehene Anzeichen geben. »Andererseits darf ein Früherkennungstest aber auch nicht zu oft falschen Alarm schlagen und unnötige und belastende weitere Untersuchungen nach sich ziehen«, erklärt die Expertin. Doch selbst bei anerkannten Screenings wie etwa der Mammografie zur Brustkrebsvorsorge sind falsch positive Ergebnisse keine Seltenheit.
Ob der Nutzen tatsächlich die Risiken überwiegt, ist speziell bei der Mammografie weniger eindeutig als bei anderen Vorsorgeuntersuchungen. »Die Mehrzahl der Expertinnen und Experten geht heute davon aus, dass sich eine Mammografie alle zwei Jahre für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren lohnt«, sagt Hiller.
Sie verweist auf die Zahlenangaben aus der Entscheidungshilfe, die jede Frau ab dem 50. Geburtstag mit der Einladung zum Mammografie-Screening erhält: Von 1000 Frauen, die nicht zur Untersuchung gehen, müssen 19 damit rechnen, an Brustkrebs zu sterben. Von 1000 Frauen, die regelmäßig eine Mammografie machen lassen, werden 13 bis 17 sterben. Hiller erklärt: »Je nachdem, welche Datengrundlage man heranzieht, bewahrt die Mammografie also zwei bis sechs von 1000 Frauen vor dem Tod durch Brustkrebs.« Außerhalb der Altersgruppe 50 bis 69 Jahren ist der Nutzen allerdings nicht ausreichend geklärt und die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen auch die Kosten nicht.