Ohne Schlafdruck geht es nicht |
Üblicherweise dauert ein Schlafzyklus aus Nicht-REM-Schlaf (NREM) und REM-Schlaf etwa 1,5 Stunden und wiederholt sich vier oder fünf Mal. Der allererste Tiefschlaf ist der längste und verkürzt sich im weiteren Verlauf zunehmend. Genau entgegengesetzt nehmen die REM-Phasen zu und steigern sich von etwa 5 bis 10 Minuten auf bis zu 30 Minuten.
Die ersten zwei bis drei Schlafzyklen sind essenziell und heißen Kernschlaf. Er ist das absolute Mindestmaß, den der Körper braucht. Im Gegensatz dazu dürfen selbst mehrere Tage hintereinander zwei bis drei Stunden vom Optional- oder Füllschlaf fehlen, ohne dass wir ernste Auswirkungen spüren. Natürlich nimmt die Aufmerksamkeit ab und auch beispielsweise das Unfallrisiko steigt. Studien zufolge verhalten wir uns sogar risikoreicher, ohne dass wir das bemerken.
Aber unser Körper ist ein Meister der Kompensation: Akuter Schlafmangel sowie eine lange Wachperiode erhöhen kompensatorisch den Tiefschlafanteil. In gewissem Maß kann ein Schlafdefizit von werktags übrigens auch am Wochenende nachgeholt werden. Allerdings ist im Sinne der Schlafhygiene eine regelmäßige Bettzeit wichtig. Mehr als neun Stunden Schlaf sollen es nur in Ausnahmefällen sein, etwa wenn wir einen Infekt ausbrüten.
Insbesondere im Tiefschlaf regeneriert der Körper und baut neben Adenosin beispielsweise auch Tau-Protein im Gehirn ab. Dessen Ablagerungen gelten als zentrales Kennzeichen von Morbus Alzheimer, sodass ein Zusammenhang zwischen Schlafstörungen im Alter und degenerativen Erkrankungen denkbar ist. Außerdem werden zu Beginn der Tiefschlafphase Wachstumshormone ausgeschüttet und Cortisol sowie ACTH gehemmt. Extremer Stress kann Schlafstörungen auslösen und dadurch nicht nur das Wachstum bei Kindern stören, sondern wirkt sich auch negativ auf Lernen und kognitive Fähigkeiten aus. Denn bei Schlafmangel hapert es nicht nur an der Konzentration, sondern ebenso an der Konsolidierung und Integration des Gelernten.
Während des REM-Schlafs träumen wir intensiv und emotional. Sein Anteil weist eine enge Beziehung zum Essen auf: Adipöse Personen haben einen höheren REM-Anteil, während Fasten und Hungern REM-Schlaf unterdrückt. Scheinbar maximiert der Körper bei Nahrungsknappheit mit möglichst wenig Schlaf die Möglichkeit zur Nahrungssuche. Umgekehrt essen wir tendenziell weniger, wenn wir einen hohen Anteil REM-Schlaf haben. Wir erinnern uns: Schlafmangel macht dick und ist mit Adipositas assoziiert.