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Kleiner Piks, große Hoffnung

Optimismus beim Impfstoff gegen Corona

Ein Impfstoff soll die Zahl der Coronavirus-Infektionen drücken, weitere Tote verhindern und den Menschen möglichst bald wieder ein »normales« Leben ermöglichen – und das am liebsten sofort. Tatsächlich geht die Suche nach einem Impfstoff in Rekordtempo voran – mit ersten Erfolgen, denn einige geimpfte Probanden bilden Antikörper gegen das Virus. Der Nachweis, dass einer der Stoffe tatsächlich schützt, steht aber noch aus.
dpa/PTA-Forum
21.07.2020  10:00 Uhr

Innerhalb kürzester Zeit starteten mehr als 150 Projekte, um solche Wirkstoffe zu prüfen. Keine sieben Monate nach Ausbruch der Pandemie werden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bereits mehr als 20 potenzielle Impfstoffe am Menschen getestet. Einige wenige befinden sich sogar schon in oder kurz vor der entscheidenden Phase der Tests.

Impfstoff Mitte 2021 realistisch

Experten sind zuversichtlich, dass es Erfolge bei den Impfstoffkandidaten geben wird. Soumya Swaminathan, Chefwissenschaftlerin der WHO geht davon aus, dass Mitte 2021 ein Impfstoff in größerem Maßstab zur Verfügung stehen könnte. Doch selbst dann werde Impfen vermutlich nur ein Baustein im Kampf gegen das Virus sein.

»Es wäre sehr viel Pech, sollten alle Impfstoffkandidaten scheitern«
Soumya Swaminathan, Chefwissenschaftlerin der WHO

Auch Sebastian Ulbert vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) prognostiziert, dass es im kommenden Jahr mehrere zugelassene Impfstoffe geben wird. Er schränkt jedoch ein: »Der große Wurf wird da aber wahrscheinlich noch nicht dabei sein.« So dürften die ersten Mittel nur bestimmten Gruppen zugutekommen, etwa jungen, gesunden Menschen. »Die Risikogruppen beim Corona-Virus, vor allem Senioren, sind auch am schwersten zu impfen.« Ihr Immunsystem reagiert oft nicht so gut auf Impfungen.

Zwar haben einige Hersteller in den vergangenen Wochen Daten vorgelegt, denen zufolge bestimmte Impfstoffkandidaten im menschlichen Körper die Bildung von spezifischen Antikörpern anregen, die zumindest im Laborversuch die Virusvermehrung hemmen. Bislang wurde aber noch für keinen potenziellen Impfstoff nachgewiesen, dass er wirklich Menschen vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 schützt.

Dafür sind klinische Studien der Phase III notwendig, und erst bei einem der Kandidaten ist eine solche Studie schon richtig angelaufen. Dabei bekommen Tausende Freiwillige den Impfstoff verabreicht. Nach einigen Monaten lässt sich dann feststellen, wie viele dieser Menschen sich im Vergleich zu einer Kontrollgruppe infiziert haben. »Es ist wichtig, Wirksamkeitsdaten aus kontrollierten klinischen Prüfungen zu bekommen. Dafür braucht man aber hohe Infektionsraten«, erklärt Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI).

Entscheidende Phase bei mehreren Studien angelaufen

Ausgerechnet in Großbritannien und China, wo es Projekte mit vergleichsweise großem Fortschritt gibt, ist das Virus aber eingedämmt. Daher finden Phase III-Studien zu zwei dieser Impfstoff-Kandidaten in einem Land statt, in dem das Virus weiterhin wütet: Brasilien. Besonders weit sind das britische Pharmaunternehmen AstraZeneca und die Universität Oxford. Gemeinsam hatten sie am 20. Juni damit begonnen, an rund 5000 Freiwilligen die Wirksamkeit ihres Impfstoffs zu prüfen. Er basiert auf bestimmten manipulierten Viren, die eigentlich bei Affen vorkommen.

Heute will auch der chinesische Pharmakonzern Sinovac in Brasilien mit einem Test an fast 9000 Angestellten aus dem Gesundheitssektor starten. Sinovac setzt dabei auf abgetötete Coronaviren. Weitere Unternehmen wie der US-amerikanische Hersteller Moderna stehen in den Startlöchern.

Auch deutsche Firmen mischen mit. So legte erst kürzlich die Mainzer Firma Biontech in Kooperation mit dem US-amerikanischen Konzern Pfizer erste ermutigende Daten vor. Die Tübinger Firma Curevac kann sich vor Freiwilligen für eine erste Studie kaum retten. Beide deutschen Firmen arbeiten an sogenannten RNA-Impfstoffen. Sie enthalten genetische Informationen des Erregers. Die Körperzellen der geimpften Probanden sollen mit ihrer Hilfe Oberflächenproteine des Coronavirus herstellen, gegen die schließlich das Immunsystem Abwehrfaktoren wie beispielsweise Antikörper bildet. Allerdings ist bislang kein genbasierter Impfstoff für Menschen zugelassen.

Bedeutung der T-Zellen

Die unterschiedlichen Funktionsweisen der Impfstoffkandidaten haben Vor- und Nachteile. Das Ziel ist dasselbe: Eine Immunreaktion gegen das Virus soll provoziert werden, ohne dass eine Infektion stattgefunden hat. Dadurch soll ein längerfristiger Schutz entstehen.

Unklar ist, ob und wie lange durch eine Impfung gebildete Antikörper überhaupt etwas bringen. So weisen mehrere Studien darauf hin, dass Antikörper nach einer Infektion relativ schnell wieder aus dem Blut verschwinden können. Ist das bei einer Impfung genauso? Und was heißt das dann für die Schutzwirkung?

Man beobachte die Ergebnisse sehr genau, sagt Swaminathan von der WHO. Die Tatsache, dass neutralisierende Antikörper verschwinden, bedeute aber nicht, dass die Immunität weg sei. Es gebe Berichte, dass die zellenvermittelte Immunantwort – die T-Zellen-Antwort – ziemlich wichtig sein könnte.

Auch Ulbert setzt bei der Immunantwort auf T-Zellen. T-Zellen sind weiße Blutkörperchen (Lymphozyten), die als «Gedächtniszellen» gelten. Sie sind ein wichtiger Indikator, dass ein möglicher Immunschutz auch langfristig erhalten bleibt. Sie könnten Virus-infizierte Zellen in Schleimhäuten direkt ausschalten – und Sars-CoV-2 schon im Rachen bekämpfen, unterstützt von Antikörpern. Vergangene Woche hatten Medien berichtet, dass der Impfstoff aus Großbritannien auch die Bildung von T-Zellen ankurbeln kann. Ähnliches berichten auch Biontech und Pfizer. Ihre klinische Studie in Deutschland habe gezeigt, dass der Impfstoffkandidat BNT62b1 zu einer verstärkten Bildung sogenannter T-Zellen führe. 

Es kann auch durchaus sein, dass regelmäßiges Impfen nötig sein wird. «Es ist sehr gut, dass wir so viele verschiedene Ansätze haben», sagt WHO-Forscherin Swaminathan. Abhängig von ihrem Mechanismus könnten sie möglicherweise für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen – etwa älteren Menschen, schwangere Frauen oder Kindern – gut geeignet sein.

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