Raus aus dem Burn-out |
Barbara Döring |
23.01.2023 11:30 Uhr |
Sowohl bei der Bewertung als Erkrankung als auch bei der Frage, ob nicht auch bei Menschen, die sich durch Belastungen im privaten Bereich ausgebrannt fühlen, von Burn-out die Rede sein sollte, herrscht Uneinigkeit. Schließlich kann auch die Pflege von Angehörigen sehr belastend sein. Sicher ist, dass nicht jeder, der sich häufiger erschöpft oder müde fühlt, von einem Burn-out betroffen ist. Die Zeichen eines Burn-outs lassen sich ziemlich genau benennen. »Es gibt drei Kardinalsymptome, die ein Burn-out charakterisieren«, sagt Dr. Carolin Stierle, Leitende Oberärztin an der Oberberg Fachklinik: emotionale und körperliche Erschöpfung, Depersonalisierung beziehungsweise berufliche Entfremdung und verringerte Leistungszufriedenheit. »Typisch ist eine Frustration, ein negatives oder auch emotionsloses Verhalten und Gefühle von Inkompetenz in Bezug auf verschiedene Arbeitsaspekte«, weiß die ärztliche Psychotherapeutin zu berichten.
»Eigentlich engagierte Mitarbeiter distanzieren sich von ihrer Tätigkeit und entwickeln oft im Verlauf eine zynische Einstellung dazu, wie es eigentlich gar nicht zu Arbeitnehmern vor allem in helfenden Berufen passt.« Wer ein Burn-out entwickelt hat, ist meist unzufrieden mit der eigenen Leistung und hat das Gefühl, den Anforderungen nicht mehr zu genügen. Typisch ist auch, dass sich das Erschöpfungserleben über Monate bis Jahre hinziehen kann, ein Wochenende oder ein Urlaub zwar kurzfristig Erholung bringt, aber keine langfristig positive Auswirkung auf das Stresserleben hat.
Nicht immer lassen sich die Zeichen eines Burn-outs von einer Depression unterscheiden. »Wichtig ist, in welchem Kontext das Burn-out entstanden ist«, sagt Stierle. »Bei einer Depression gibt es häufig charakteristische Auslöser, die man beim Burn-out so nicht findet, etwa eine Trennung, ein Verlust, eine Trauersituation.« Zudem ist eine Depression mit klaren Zeichen definiert, während im Zusammenhang mit einem Burn-out mehr als 150 Symptome beschrieben sind, die auch bei vielen anderen Erkrankungen auftreten, wie Kopfschmerzen, Magenschmerzen oder sozialer Rückzug. »Jemand, dem es bei einem Burn-out gelingt, sich im beruflichen Kontext wieder besser darzustellen, dem geht es auch wieder besser«, weiß Owezarek. Dagegen wird eine Depression in der Regel auch weiterbestehen, wenn der Stress auf der Arbeit nachgelassen hat.
Bin ich gefährdet, ein Burn-out zu bekommen oder vielleicht schon betroffen? Der Selbsttest der Oberbergkliniken gibt dazu eine erste Einschätzung (www.oberbergkliniken.de/selbsttest-burnout). Die 32 Fragen zu den Themenbereichen »Stress im Beruf«, »Erschöpfung«, »negative Gefühle gegenüber der Arbeit« und »Leistungseinbußen« sind online mit Ja oder Nein zu beantworten. Der Anbieter weist darauf hin, dass auch bei einem negativen Testergebnis ein Burn-out nicht ausgeschlossen werden kann und bei Verdacht darauf dringend ein Gespräch mit einem Arzt oder Therapeuten zu empfehlen ist.