Reiche Arzneimittel-Ernte im Oktober |
Sven Siebenand |
13.10.2022 11:00 Uhr |
Der zweite Neuling aus dem Bereich »Niere« – und »Herz« - ist Finerenon (Kerendia®, Bayer). Er kann zur Behandlung der chronischen Nierenerkrankung (CKD) im Stadium 3 und 4 mit Albuminurie bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes verordnet werden. CKD ist eine häufige Komplikation bei Diabetes und zugleich ein unabhängiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Trotz derzeit verfügbarer Behandlungsmöglichkeiten kommt es bei vielen Patienten mit CKD und Typ-2-Diabetes zu Nierenversagen oder vorzeitigem Tod. Es wird angenommen, dass bei Typ-2-Diabetes eine Überaktivierung des Mineralocorticoid-Rezeptors zum Fortschreiten einer CKD sowie zu kardiovaskulären Schäden beiträgt.
Finerenon ist wie die altbekannten Substanzen Spironolacton und Eplerenon ein Antagonist am Mineralocorticoid-Rezeptor, geläufig ist auch die Bezeichnung Aldosteron-Antagonist. Ein wichtiger Unterschied: Anders als Spironolacton und Eplerenon ist Finerenon ein nicht-steroidaler Antagonist an diesem Rezeptor. Daher hat der neue Wirkstoff auch andere Eigenschaften, etwa hinsichtlich Selektivität und Potenz. Durch Blockade des Rezeptors kann dieser nicht mehr durch Aldosteron und Cortisol überaktiviert werden, sodass unerwünschte über inflammatorische und fibrotische Signalwege vermittelte renale und kardiovaskuläre Ereignisse verhindert werden können.
Die empfohlene Dosis sind 20 mg Finerenon einmal täglich. Gegebenenfalls wird die Dosis abhängig von der Nierenfunktion und dem Kaliumspiegel reduziert. Vor Therapiestart und auch danach sollte der Arzt den Kaliumspiegel und die Nierenfunktion im Blick behalten. Bei einem zu hohen Kaliumspiegel darf die Therapie mit Kerendia nicht begonnen werden. Auch bei schwer gestörter Leber- oder Nierenfunktion wird dies nicht empfohlen.
Bei einer Therapie mit Finerenon müssen Wechselwirkungen geprüft werden. / Foto: Adobe Stock/Rasi
Auch ein Blick in die Begleitmedikation ist wichtig. Finerenon sollte nicht mit kaliumsparenden Diuretika wie Amilorid und Triamteren sowie mit anderen Mineralocorticoid-Rezeptorantagonisten eingenommen werden. Bei Patienten, die Kaliumergänzungsmittel, Trimethoprim oder Trimethoprim/Sulfamethoxazol einnehmen, ist eine zusätzliche Überwachung des Kaliumwertes sowie die Anpassung der Überwachung auf Basis der Patientencharakteristika zu erwägen, heißt es in der Kerendia-Fachinformation. Dies gilt auch bei gleichzeitiger Gabe von schwachen oder moderaten CYP3A4-Hemmern. Sogar kontraindiziert ist die gleichzeitige Behandlung mit starken CYP3A4-Inhibitoren. Auch Grapefruits und deren Saft sollten wegen der CYP3A4-Hemmung während der Behandlung nicht verzehrt werden. Andersherum werden starke oder moderate CYP3A4-Induktoren nicht empfohlen, da sie die Wirksamkeit von Finereon abschwächen können.
Sehr häufig führt Finerenon zur Hyperkaliämie, häufig sind zum Beispiel Hypotonie, Juckreiz und Hyponatriämie. Eine weitere Kontraindikation ist das Vorliegen eines Morbus Addison.
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung mit Finerenon eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt. Kerendia darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, eine Behandlung mit dem neuen Wirkstoff ist aufgrund des klinischen Zustandes der Frau erforderlich. In der Stillzeit muss eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob die Behandlung unterbrochen beziehungsweise beendet werden soll.