So kann die PTA-Ausbildung in Teilzeit funktionieren |
Juliane Brüggen |
14.12.2022 14:00 Uhr |
PTA-Forum: Wie stehen Sie Aussagen gegenüber, dass es sich bei der Teilzeitausbildung um eine »duale Ausbildung durch die Hintertür« handelt?
Pölzing: Eine duale Ausbildung hat mit der Teilzeitausbildung rein gar nichts zu tun. Die Schülerinnen und Schüler sind nicht verpflichtet, einer Nebentätigkeit nachzugehen. Wenn wir uns angucken, was in der Schule an praktischen Dingen geleistet wird: zum Beispiel 480 Stunden Galenik, 280 Stunden Chemie – insgesamt sind es 1080 Stunden. Da werden Rezepturen weggeschmissen, weil sie nicht gelungen sind. Das sind Übungen. Das ist nichts, was ich nachher dem Patienten geben darf, hier sammeln Schüler die Erfahrungen.
Bei einer dualen Ausbildung müssten die praktischen Übungen in der Apotheke geleistet werden. Eine Person müsste sich eins zu eins mit einem Auszubildenden beschäftigen. Das wird teuer. Wir haben hier eine Lehrkraft für 27 Schüler, wir bezahlen eine Stelle für diese Schüler. Das ist ein ganz anderes Verhältnis. Das ist viel wirtschaftlicher, viel effektiver. Außerdem haben wir hier pädagogisch qualifizierte Fachkräfte. Das ist etwas, was in der Apotheke in dieser Form nicht gegeben ist. Die Apotheken leisten ihren Beitrag zur Ausbildung in der 4-wöchigen Famulatur und im 6-monatigen Apothekenpraktikum.
Die Auszubildenden in der Teilzeitausbildung nutzen ein belastungsreduziertes Ausbildungsangebot und werden nicht in ein duales Ausbildungssystem gezwungen. Sie müssen während der Schulzeit keine Nebentätigkeit in der Apotheke nachweisen.
PTA-Forum: Vor dem Hintergrund des Personalmangels: Denken Sie, die PTA-Ausbildung wird durch das Teilzeitangebot attraktiver?
Pölzing: Ich habe jetzt schon die Bewerbungen für August 2023 vorliegen. Ich habe genauso viele Bewerberinnen und Bewerber für die Teilzeitausbildung wie für die Vollzeitausbildung, und auch schon Verträge rausgeschickt. Besser geht´s nicht. Es bewerben sich Personengruppen, denen eine Vollzeitausbildung bislang nicht möglich war. Somit werden wir in drei Jahren zusätzliche Auszubildende in den Apothekenberuf qualifizieren. Im Aufnahmeverfahren legen wir großen Wert darauf, die Eignung festzustellen und zu den Möglichkeiten der Teilzeit- und Vollzeitausbildung zu beraten.
Die Teilzeitausbildung kann aber nur ein kleiner Baustein sein, um dem Personalmangel entgegenzutreten. Da gibt es noch viele Baustellen, um die wir uns kümmern müssen. Aber wenn wir solche Möglichkeiten liegenlassen, dann haben wir nicht das gesamte Potenzial ausgeschöpft.
PTA-Forum: Wie ist die aktuelle Situation in Ihrer Schule? Haben Sie sinkende Bewerberzahlen zu verzeichnen?
Pölzing: Vor fünf bis sechs Jahren hatten wir zehn PTA-Klassen, fünf Ober- und fünf Unterstufenklassen. Diese Zahl ist zurückgegangen. Wir hatten zwischendurch eine besondere Eingangsklasse für Flüchtlinge – als erste und einzige Schule – und haben jetzt gute Wege gefunden, sie zu integrieren. Wir sind aktuell bei 7 Klassen, haben also ein Rückgang von 30 Prozent. Die Schüler die wir jetzt nicht ausbilden, werden den Apotheken in zwei Jahren fehlen, das ist klar. Dass es zum Fachkräftemangel kommt, war schon lange offensichtlich. Wir handeln an der Völker-Schule schon länger. Wir müssen bundesweit ins Handeln kommen.