Superfood von der Fensterbank |
Wer Keimlinge, Sprossen oder Grünkraut selbst ziehen möchte, muss sich nur ein paar Tage gedulden bis zur Ernte. Die Anzucht ist einfach, aber die kleinen Keime brauchen eine sorgfältige Pflege. Dabei sollten einige Grundregeln beachtet werden. Die Basis für gesunde Sprossen ist hochwertiges Saatgut, am besten in Bio-Qualität. Das Keimgefäß beziehungsweise Keimgerät sowie die verwendeten Gegenstände sollten vor und nach der Nutzung gereinigt werden (zum Beispiel mit Essigwasser oder unter Zugabe von ein wenig Zitronensäure zum Wasser). Das Saatgut sollte mit einem sauberen Löffel entnommen werden. Diese Grundhygiene ist essenziell, denn: Schon bei der Lagerung, aber vor allem während des Keimprozesses können sich Bakterien und Schimmelpilze am Keimgut ansiedeln und dieses verderben. Auch Fäulnis muss vermieden werden. Der weiße Flaum, der die hauchzarten Wurzeln mancher Sprossen umgibt, sollte jedoch nicht mit Schimmel verwechselt werden. Die Faserwurzeln können bedenkenlos verzehrt werden.
Beim Thema Sprossen denken noch immer viele Menschen an die EHEC-Epidemie 2011. Vor allem in Norddeutschland erkrankten Tausende teils schwer an blutigen Durchfallerkrankungen, 53 Menschen starben. Auslöser waren seinerzeit Bockshornkleesamen sowie die daraus gewachsenen Sprossen und Keimlinge, die aus Ägypten importiert wurden. Zwar hat sich bei der Hygiene einiges getan seitdem, aber anfällig für gesundheitsschädliche Keime bleiben Samen, Sprossen und Co. immer. Die eigene Anzucht auf der Fensterbank ist dem Kauf von küchenfertigen Mischungen aus Plastiktüten vorzuziehen. Letztere bergen durch den längeren Transport und die Lagerung immer ein gewisses Infektionsrisiko für den Menschen. Immungeschwächte und Schwangere sollten Sprossen und Keimlinge nicht roh verzehren.
Neben der Hygiene spielen noch weitere Keimbedingungen eine Rolle, damit aus den kleinen Samen schon bald knackige und wohlschmeckende Sprossen werden. Die Keimsamen werden zuerst gründlich gespült und anschließend – je nach Packungsanweisung – für eine gewisse Zeit eingeweicht. Zur Keimung ist ein heller Ort ohne direkte Lichteinstrahlung optimal. Die Samen sollten nicht zu dicht im Keimgerät liegen, damit sie von allen Seiten gut belüftet werden und sich optimal entfalten können. Jede Sorte hat andere Ansprüche bezüglich Einweichzeit, Pflege und Keimdauer. Diese finden Verbraucher auf der Verpackung der Saaten.
Wichtig ist immer, dass die Keimlinge und Sprossen feucht gehalten werden. Sie sollten weder austrocknen noch ertrinken. Ist die Keimumgebung zu feucht, begünstigt dies wieder die Bildung von Schimmel und Fäulnis. Nach dem Wässern sollte das Wasser also gut ablaufen können. Dies klappt beispielsweise wunderbar mit einem Keimglas inklusive Siebeinsatz, das sich besonders für Anfänger eignet. Mit einem Keimgerät, das mehrere Etagen besitzt, können Fortgeschrittene dann einen vertikalen Sprossengarten zaubern. Aber auch mit einem sauberen Marmeladenglas mit durchlöchertem Deckel kann das Keimen kostengünstig ausgetestet werden.
Die Temperatur zum Keimen sollte idealerweise zwischen 18 und 22 Grad liegen, eine Luftzirkulation muss gegeben sein. Zur Regulierung kann ein Deckel hilfreich sein. Durch Anheben kann dann überschüssige Feuchtigkeit und Wärme entweichen.