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Abhängigkeit überwinden

Teufelskreis Alkoholsucht stoppen

Vor mehr als 60 Jahren erkannte das Bundessozialgericht Alkoholismus als Krankheit an. Doch so richtig angekommen ist diese Botschaft in der Gesellschaft bis heute nicht. Noch immer ist die Erkrankung mit einem Tabu belegt. Betroffene und Angehörige haben oft keinen Mut, offen darüber zu sprechen.
Annette Immel-Sehr
21.02.2020  15:30 Uhr

Hepatitis und Aszites

Die fortschreitende Schädigung der Leberzellen führt zu einer Alkoholhepatitis, die sich typischerweise mit einem Druckgefühl im Oberbauch, Mattigkeit und Leistungsschwäche äußert. Im weiteren Verlauf kommt es zu knotig-narbigen Veränderungen im Lebergewebe und zu einer Schrumpfung des Organs. Dies wird als Leberzirrhose bezeichnet. Die Narben und Bindegewebsknoten schränken die Funktion der Leber zunehmend ein. Sie kann beispielsweise nicht mehr genügend Gerinnungsfaktoren synthetisieren, was Blutungen begünstigt. Da nicht mehr ausreichend Albumin und andere Transporteiweiße gebildet werden, entstehen Ödeme in den Beinen und im schlimmsten Fall eine Bauchwassersucht (Aszites). Eine weitere gefürchtete Komplikation ist die Schädigung des Gehirns durch Giftstoffe wie Ammoniak, die die Leber nicht mehr ausreichend abbauen kann. Ärzte bezeichnen diese Störung der Gehirnfunktion als hepatische Enzephalopathie. Bei langjährigem Alkoholismus ist die Leberzirrhose mit ihren Komplikationen die häufigste Todesursache.

Neben der Leber schädigt Alkohol vor allem das zentrale und das periphere Nervensystem erheblich. Dies zeigt sich durch Konzentrations- und Gedächtnisstörungen bis hin zur Demenz, Persönlichkeitsveränderungen und Polyneuropathien. Auch Magengeschwüre, eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, Bluthochdruck oder Depressionen können sich als Folge des Alkoholismus entwickeln.

Qualifizierte Entzugsbehandlung

Nur durch eine Therapie haben Alkoholiker die Chance, die negative Spirale von Sucht und körperlichen, psychischen und sozialen Schäden zu durchbrechen. Doch meist dauert es viele Jahre, bis sich ein Alkoholiker zu einer Behandlung der Alkoholabhängigkeit entschließt. Die bisherige S3-Leitlinie »Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen« – derzeit in Überarbeitung – unterscheidet bei der Therapie zwischen Kurzinterventionen und der sogenannten qualifizierten Entzugsbehandlung.

Bei der meist ambulant durchgeführten Kurzintervention versucht der Therapeut, Menschen mit problematischem Alkoholkonsum in Gesprächen zu einer Reduktion ihres Alkoholverbrauchs oder bestenfalls zur Abstinenz zu motivieren. Der Umfang beträgt bis zu fünf Sitzungen von maximal 60 Minuten. In sehr leichten Fällen mag eine solche Intervention genügen, meist hat sie jedoch keinen langfristigen Erfolg. Sie kann aber genutzt werden, um den Alkoholiker zu einer qualifizierten Entzugsbehandlung zu ermutigen. Diese gliedert sich in der Regel in vier Abschnitte: die Motivationsphase, die Entgiftungsphase, die Entwöhnungsphase sowie die Nachsorge. Dieses Vorgehen hat sich bewährt und gilt als Therapiestandard. Die Prognose ist zum Zeitpunkt des Therapiebeginns individuell sehr unterschiedlich. Sie hängt zum Beispiel davon ab, welche körperlichen und psychischen Schäden bereits vorliegen. Je kürzer die Sucht besteht, desto besser ist die Prognose. Nach einem Jahr Therapie leben noch 25 bis 49 Prozent der Patienten abstinent.

Im ersten Behandlungsabschnitt geht es darum, den Patienten über den Therapieverlauf zu informieren, die Geschichte seiner Abhängigkeit zu erfassen und zu verstehen und ihn in seinem Therapiewillen zu bestärken. Diese Therapiephase kann bei einem qualifizierten Hausarzt oder in einer Suchtambulanz erfolgen.

Die nachfolgende Entgiftung findet häufig in spezialisierten Zentren oder Kliniken statt und dauert in der Regel 7 bis 14 Tage. Sie kann aber auch ambulant durchgeführt werden, wenn keine schweren Entzugssymptome oder -komplikationen zu erwarten sind und eine hohe Adhärenz des Patienten sowie ein unterstützendes soziales Umfeld bestehen. Weitere Voraussetzung ist, dass der Arzt über ausreichende Kenntnisse in der Alkoholentgiftung verfügt und den Zustand des Patienten engmaschig kontrollieren kann. In der Entgiftungsphase geht es in erster Linie um die körperliche Entwöhnung. Psychologische Interventionen können hinzukommen, um die Motivation des Patienten zu stärken.

Entzugskliniken arbeiten auch mit Medikamenten, um die Schwere und Häufigkeit der Entzugssymptome zu verringern und Komplikationen zu vermeiden. An erster Stelle stehen dabei Benzodiazepine und das Sedativum Clomethiazol. Auch Antikonvulsiva oder Neuroleptika werden je nach Situation gegeben. In der Intensivmedizin gilt Clonidin als Mittel der Wahl, um eine Hyperaktivität des Sympathikus zu kontrollieren. Diese zeigt sich in Zittern, Herzjagen, Hypertonie, Schwitzen, Unruhe und gesteigerter Atemfrequenz. Die schwerwiegendsten Komplikationen sind Entzugskrampfanfälle und das Alkoholentzugsdelir.

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