Therapie bei Eosinophiler Ösophagitis |
Schluckbeschwerden und Sodbrennen sind typische Symptome einer Eosinophilen Ösophagitis. / © Getty Images/VioletaStoimenova
Die vielen Fragen ihrer Klienten zur Eosinophilen Ösophagitis (EoE, abgeleitet von englischen Begriff eosinophilic esophagitis) und das unzureichende Beratungsmaterial haben die Gießener Ernährungswissenschaftlerin Annika Woesler motiviert, einen Ratgeber für Betroffene und Interessierte zu diesem Krankheitsbild zu schreiben. Gemeinsam mit der Kindergastroenterologin Dr. Johanna Keck vom Sana Klinikum Offenbach, die EoE-Patienten und deren Familien bei Diagnostik und Therapie begleitet, entstand der Ratgeber »Eosinophile Ösophagitis – Der Ernährungsleitfaden« (siehe Kasten).
Bei der EoE kommt es zu einer chronischen, immunvermittelten Entzündung der Speiseröhre. Diese ist vermutlich multifaktoriell bedingt und entsteht wohl durch eine (vererbte) Immunreaktion auf äußere Triggerfaktoren wie Nahrungsmittel oder Pollen. T2-Helferzellen spielen eine zentrale Rolle beim Krankheitsgeschehen und auch eosinophile Granulozyten, die Namensgeber, sind beteiligt. Deren vermehrte Einwanderung in die Ösophagusschleimhaut ist ein charakteristisches Merkmal der EoE – in einer gesunden Speiseröhre sind sie kaum vorhanden. Diagnostisch sind sie nachweisbar mit dem roten Farbstoff Eosin in Biopsien, die endoskopisch entnommen wurden.
Zudem scheint bei der EoE eine Barrierestörung der Ösophagusschleimhaut vorzuliegen, teils durch Veranlagung, teils als Folge der Immunreaktion. Die Schleimhaut wird durchlässiger für Allergene und diese haben nun Kontakt mit tieferen Schleimhautschichten, wo Immunzellen sie als fremd erkennen und die beschriebene Immunreaktion starten. Die Entzündungsreaktion betrifft die Schleimhautoberfläche und lässt sie noch undichter werden. In den tieferen Schichten findet ein Umbau hin zu Narbengewebe statt, in der Folge kommt es zu einer Funktionsbeeinträchtigung der Speiseröhre, dem zweiten Merkmal der EoE.
Zur genauen Entstehung der Erkrankung, ihren Ursachen und der Häufigkeit besteht noch Forschungsbedarf: Die Eosinophile Ösophagitis wurde erstmals in den 1990er-Jahren beschrieben. Fest steht, dass sie in jedem Alter auftreten kann, bei Menschen mit atopischen Vorerkrankungen wie etwa einer allergischen Rhinitis, allergischem Asthma bronchiale oder atopischer Dermatitis kommt sie gehäuft vor. Beobachtet wurde auch eine familiäre Häufung bei direkten Verwandten.
Die EoE gehört zu den seltenen Erkrankungen, ist aber inzwischen die zweithäufigste Erkrankung der Speiseröhre hinter der gastroösophagealen Refluxkrankheit. Epidemiologische Daten aus Deutschland gibt es allerdings keine. Hochgerechnet gibt es in Deutschland 29.000 Betroffene, jährlich erhalten hier rund 900 Kinder und 5000 Erwachsene die Diagnose EoE.