Warum sich Blutspenden lohnt |
Barbara Döring |
05.05.2023 15:00 Uhr |
Alle großen Blutspendedienste in Deutschland planen ihre Aktionen ein Jahr im Voraus. So sind in Baden-Württemberg und Hessen 650.000 bis 700.000 Vollblutspenden im Jahr vorgesehen. Auch die kleineren kommunalen Blutspendedienste, die oft nur das Krankenhaus in der Nachbarschaft versorgen, können nicht von heute auf morgen auf Spenden hoffen und planen langfristig. Zudem müssen auch in Phasen, in denen weniger Blutprodukte benötigt werden, die Spenden anpasst werden. »Es ist nicht sinnvoll, zu viel entgegenzunehmen und hinterher möglicherweise zu verwerfen«, weiß Müller-Steinhard. Die Blutspendedienste haben die Bestände und den Bedarf deshalb sehr genau im Blick und die Möglichkeit, mit Kampagnen in Radio, Fernsehen oder in den sozialen Medien zur Spende aufzurufen, wenn die Planung nicht reicht.
Die Bereitschaft der Bevölkerung zu spenden ist hoch. »Untersuchungen zeigen, dass auch im Lock Down durch die Corona-Pandemie viele Menschen hochmotiviert waren, etwas für das Gemeinwohl zu tun«, so der Experte. Doch die Menschen müssten weiter zur Spende motiviert werden, da in den nächsten Jahren eine neue große Herausforderung anstehe: der demografische Wandel. Ein Großteil der aktiven Blutspender ist zwischen 50 und 70 Jahre alt. Diese geburtenstarken Jahrgänge werden in den nächsten zehn bis 20 Jahren als aktive Blutspender ausfallen, weil sie die Grenze von 72 Jahren, bis zu der eine Spende möglich ist, überschreiten. Gleichzeitig steigt in dieser Altersgruppe die Zahl der Menschen, die selbst erkranken und sich dann nicht mehr als Blutspender eignen.
Verstärkt wird das Problem, da die Jahrgänge, die jetzt volljährig werden und potenziell spenden können, kleiner sind und deshalb nicht so viel jüngere Leute nachkommen. Die andere Seite des Problems ist, dass statistisch betrachtet Menschen ab dem 65. Lebensjahr am meisten Blutprodukte benötigen. »Mit dem demografischen Wandel gehen uns nicht nur die geburtenstarken Jahrgänge als Spender verloren, sondern die Gruppe der Patienten, die Blutprodukte brauchen, wird in den nächsten zehn Jahren deutlich steigen«, erklärt der Hämatologe.