Was tun, wenn’s brennt? |
Bei Patientinnen mit mindestens drei Infekten pro Jahr kann über eine medikamentöse Prophylaxe nachgedacht werden. Ein immunologischer Ansatz ist die Gabe von OM-89 (Uro-Vaxom®), einem aus E. coli-Stämmen gewonnenen bakteriellen Immunmodulator. Die orale Einnahme soll die körpereigene Abwehr im Urogenitaltrakt stärken. Die Immuntherapie wird in zwei Phasen angewendet, zunächst als Grundimmunisierung, anschließend – falls erforderlich – in Form einer Auffrischung. Für die Grundimmunisierung nehmen Patienten über einen Zeitraum von drei aufeinanderfolgenden Monaten täglich eine Kapsel ein. Ziel ist es, das Immunsystem gegen häufige Erreger von Harnwegsinfektionen zu stimulieren und eine Basisimmunität aufzubauen. Eine Auffrischung (Intervallboosterung) kann drei Monate nach Abschluss der Grundimmunisierung erfolgen. Dabei wird in den Monaten 7 bis 9 jeweils zehn Tage lang täglich eine Kapsel eingenommen und das dreimal im Abstand von jeweils 20 Tagen. Studien zeigen, dass OM-89 die Zahl rezidivierender Infekte signifikant senken kann.
Eine weitere Prophylaxe-Option ist der Impfstoff Strovac®, der verschiedene Bakterienarten und Serotypen in abgetöteter Form enthält, hauptsächlich E. coli. Der Patient erhält alle ein bis zwei Wochen insgesamt drei Injektionen in die Oberarmmuskulatur. Eine Auffrischungsimpfung ist nach einem Jahr möglich. Eine aktuelle randomisierte, placebo-kontrollierte Studie hat allerdings ergeben, dass die Impfung mit Strovac wiederkehrenden Blasenentzündungen nicht besser vorbeugen konnte als eine Placebo-Impfung.
Eine besondere Zielgruppe für die Prävention sind postmenopausale Frauen, bei denen hormonelle Veränderungen die Vaginalschleimhaut schwächen und die Besiedlung mit Lactobazillen verändern können. In solchen Fällen können lokal angewendete vaginale Estrogene helfen, die Schleimhaut zu stabilisieren und das vaginale Milieu zu normalisieren. Die Behandlung wird ärztlich verordnet, kann aber in der Apotheke angesprochen und erläutert werden.
Präparat (Beispiele) | Wirksame pflanzliche Bestandteile/Inhaltsstoffe | Wirkmechanismus | Besonderheiten/Hinweise |
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Canephron® Canephron® uno |
Rosmarinblätter, Liebstöckelwurzel, Tausendgüldenkraut | Entzündungshemmend, antibiotisch, krampflösend, diuretisch | Gut verträglich, bei leichten Symptomen, Tropfen enthalten Alkohol |
Cystinol akut® Arctuvan® |
Arbutin aus Bärentraubenblättern | Antibakteriell (Hydrochinon-Freisetzung im Harn) | Nicht länger als eine Woche bzw. nicht häufiger als fünf Mal pro Jahr, nicht in Schwangerschaft, potenziell hepatotoxisch |
Angocin® | Senfölglykoside (Isothiocyanate) aus Kapuzinerkresse und Meerrettich | Antibakteriell und entzündungshemmend | Gut verträglich, als langfristige Prophylaxe geeignet |
Avitale Cranberry Dr. Böhm Cranberry plus Cystorenal® Cranberry |
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plus (alle Nahrungsergänzungsmittel) | Proanthocyanidine aus Cranberry | Antiadhäsiv gegenüber E. coli | Ergänzende Maßnahme, Interaktion mit Vitamin-K-Gerinnungshemmern beachten |
Harntee TAD Harntee Steiner® Heuman Blasen- und Nierentee |
Zum Beispiel Liebstöckelwurzel, Birkenblätter, Brennnesselblätter, Schachtelhalmkraut, Riesengoldrutenkraut, Orthosiphonblätter | wirken harntreibend und fördern das Ausspülen von Bakterien aus der Harnröhre, krampflösend | Gut verträglich, ergänzende Therapie, allergische Reaktionen möglich |
Aqualibra® | Kombination aus Extrakten von Goldrutenkraut, Orthosiphonblättern und Hauhechelwurzel | Vor allem diuretisch, außerdem krampflösend, entzündungshemmend | Kann über längere Zeit zur Prävention eingenommen werden |