Wenn es nach hinten losgeht |
Ergibt das Patientengespräch, dass lediglich eine akute nicht spezifische Diarrhö vorliegt, ist der Motilitätshemmer Loperamid Mittel der Wahl. Als Opioid-Derivat vermindert es die Darmperistaltik und hemmt die Flüssigkeitssekretion. Die Anwendung von Loperamid in der Selbstmedikation ist auf zwei Tage begrenzt. Die Anfangsdosis für Erwachsene beträgt 4 mg Loperamid, das entspricht zwei Kapseln, und nach jeder weiteren Stuhlentleerung eine Kapsel, jedoch nicht mehr als 6 Kapseln pro Tag. Der Wirkstoff darf nicht zusammen mit Quellmitteln angewendet werden.
Eine Alternative zu Loperamid ist gemäß Leitlinie der Sekretionshemmer Racecadotril. In Vergleichsstudien besserte der Wirkstoff die Beschwerden ebenso wirksam wie Loperamid. Racecadotril wird als Prodrug über den Darm aufgenommen und im Blut zum aktiven Metaboliten Thiorphan hydrolysiert. Thiorphan hemmt das Enzym Enkephalinase im Dünndarmepithel und verhindert, dass die Darmwand zu viel Flüssigkeit und Elektrolyte in das Darminnere abgibt. Die Darmbewegungen werden dabei jedoch nicht beeinflusst, was häufig als Vorteil von Racecadotril vorgebracht wird. Ebenso wie Loperamid ist es in der Selbstmedikation nicht für Kinder unter 12 Jahren geeignet.
Wichtig: Sind Rota- oder Noroviren als Auslöser im Verdacht, müssen im Haushalt strikte Hygienemaßnahmen gelten. Bereits minimale Erregerzahlen reichen aus, um sich anzustecken. Selbst wenn die Diarrhö nicht mehr akut ist, werden die Viren noch über mehrere Tage mit dem Stuhl ausgeschieden. Der Patient ist deshalb mit einer Empfehlung für ein viruzides Hand- und Flächendesinfektionsmittel zur Reinigung von Türklinken, Toilettensitz oder Handläufen gut beraten.
Patienten mit Durchfall sind häufig verunsichert, ob sie essen dürfen und wenn ja, welche Lebensmittel. Generell gilt, sich nach dem Appetit zu richten. Eine strikte Nahrungskarenz ist nicht notwendig. Von fettreichen und schwer verdaulichen Lebensmitteln, Kaffee, Milch und kohlensäurehaltigen Softdrinks ist allerdings abzuraten. Bananen, Reis, Apfelmus, Haferflocken, Zwieback, Toast oder Gemüsebrühe können sich sogar positiv auswirken.
Neben den chemisch-synthetischen Wirkstoffen stehen in der Apotheke noch eine Reihe weiterer Optionen wie pflanzliche Antidiarrhoika zum Beispiel mit den Wirkstoffen aus der Uzara-Wurzel, Gerbstoff- und pektinhaltige Präparate, Adsorbentien wie Heilerde, Siliciumdioxid oder auch medizinische Kohle (siehe Kasten) zur Verfügung. Jedoch ist bei diesen Optionen der Nutzen nicht eindeutig belegt. Wünscht ein Kunde ein solches Präparat, sollte das pharmazeutische Personal deshalb auf die fehlende Evidenz hinweisen und nach Möglichkeit ein besser untersuchtes Präparat empfehlen.