Wenn Muskeln Mangelware werden |
An Sarkopenie leiden – je nach Studie und den verwendeten Diagnosekriterien – zwischen 10 und 50 Prozent der über 80-Jährigen. Der heute übliche Fachbegriff für übermäßigen altersbedingten Muskelschwund wurde erst Ende der 1980er Jahre eingeführt. Anfangs bezeichnete er lediglich einen Mangel an Muskelmasse. In der aktuellen europäischen Konsensus-Definition steht dagegen die eingeschränkte Muskelkraft als Hauptmerkmal im Vordergrund. Seit 2016 ist die Sarkopenie als eigenständige Erkrankung im internationalen Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen (ICD-10, International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) gelistet; 2018 erhielt sie auch in Deutschland eine eigene Abrechnungsziffer für die ärztliche Vergütung.
Doch noch immer wird die Diagnose Muskelschwund bei älteren Menschen nach Meinung von Experten viel zu selten gestellt. Die europäische Sarkopenie-Arbeitsgruppe empfiehlt deshalb, bei Verdachtsmomenten wie häufigen Stürzen, körperlicher Schwäche, Verlangsamung und Gangunsicherheiten nach einer möglichen Sarkopenie zu fahnden. Zu diesem Zweck entwickelte sie einen einfachen Fragebogen, anhand dessen sich der Zustand der Muskulatur abschätzen lässt (siehe Kasten).
Der Arzt oder die Ärztin kann die Muskelstärke durch eine Messung der Handkraft mit einem Dynamometer oder durch den Aufstehtest aus dem Sitzen (Chair rising test) ermitteln. Für die Diagnose der Sarkopenie ist außerdem eine Bestimmung der Muskelmasse erforderlich, die meist mit der von der Knochendichtemessung bekannten DXA-Methode erfolgt. Differenzialdiagnostisch abzugrenzen ist die Sarkopenie von einer Kachexie, bei der sowohl die Skelettmuskulatur als auch das Fettgewebe reduziert sind.