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Muskelschwund

Wenn Muskeln Mangelware werden

Muskelschwund kann verschiedene Ursachen haben: Alter, Bewegungsmangel, falsche Ernährung, eine Nervenerkrankung oder einen Gendefekt. Die Folgen sind manchmal lebensbedrohend. Die häufigsten Formen aber lassen sich heute erfolgreich behandeln.
AutorKontaktClara Wildenrath
Datum 11.11.2022  15:00 Uhr

Muskelschwund durch Gendefekt

Macht sich Muskelschwund bereits in der Kindheit bemerkbar, ist er praktisch immer erblich bedingt. Inzwischen sind mehrere hundert Gendefekte bekannt, die zu einem stetigen Verlust von Muskelmasse führen. Viele verkürzen die Lebenserwartung drastisch, weil mit zunehmendem Krankheitsfortschritt auch die Atem- und Herzmuskulatur beeinträchtigt werden.

Die häufigste Form ist die Duchenne-Muskeldystrophie (DMD), die bei einem von 3500 bis 6000 Neugeborenen auftritt. Sie entsteht durch eine Mutation im Dystrophin-Gen, das auf dem X-Chromosom liegt. Weil die Erkrankung rezessiv vererbt wird – der Defekt also durch ein gesundes Chromosom ausgeglichen werden kann –, sind praktisch ausschließlich Jungen betroffen. Der Eiweißstoff Dystrophin ist für die Stabilität und Struktur der Muskelfasern verantwortlich. Ist er fehlerhaft oder fehlt ganz, wandelt sich Muskelmasse nach und nach in Fett- und Bindegewebe um. Bei den meisten Kindern macht sich die Muskelschwäche ab dem Alter von zwei bis drei Jahren zunehmend bemerkbar. Oft sind DMD-Patienten bereits vor der Pubertät auf einen Rollstuhl angewiesen. Später benötigen sie eine Atemunterstützung. Die Lebenserwartung liegt bei 20 bis 40 Jahren.

Neben Corticosteroiden trägt vor allem eine intensive Physiotherapie dazu bei, schwerwiegende Komplikationen hinauszuzögern. Bei etwa 10 bis 15 Prozent der Patienten, bei denen eine sogenannte Nonsense-Mutation im Dystrophin-Gen vorliegt, kann der 2014 zugelassene Wirkstoff Ataluren (Translarna®) den Muskelschwund bremsen: Er mach die Mutation für den Körper quasi unsichtbar und ermöglicht dadurch eine korrekte Produktion des Proteins.

Gentherapie stoppt Muskelabbau

Neue, vielversprechende Therapieansätze gibt es bei der spinalen Muskelatrophie (SMA). Sie betrifft etwa eines von 6000 bis 10.000 Neugeborenen. Krankheitsursache ist ein Gendefekt, der die Motoneuronen im sogenannten Vorderhorn des Rückenmarks nach und nach zugrunde gehen lässt. Dadurch können Bewegungssignale nicht mehr an die Muskulatur weitergeleitet werden. Unbehandelt sterben die meisten Kinder im Alter von ein bis zwei Jahren. Die Erkrankung bricht nur aus, wenn der Nachwuchs von beiden Elternteilen jeweils ein defektes Gen erhält (autosomal-rezessiver Erbgang). Etwa eine von 45 Personen trägt neben einer normalen eine fehlerhafte Kopie des Gens und kann dadurch SMA vererben, ohne selbst erkrankt zu sein.

Seit Oktober 2021 ist das SMA-Screening Bestandteil der regulären Früherkennungsuntersuchungen bei Neugeborenen. Wird die Erkrankung in den ersten Lebenstagen diagnostiziert, kann der Muskelschwund heute durch eine Genersatztherapie gestoppt werden. Seit 2020 ist dafür in Europa der Wirkstoff Onasemnogen-Abeparvovec (Zolgensma®) zugelassen: Über ein modifiziertes Virus schleust er eine intakte Kopie des defekten Gens intravenös in die Blutbahn und die Nervenzellen ein. Auf diese Weise wurden in Deutschland bereits mehrere hundert Kinder erfolgreich behandelt. Ob das Ersatzgen wie erhofft lebenslang aktiv bleibt, weiß man aber noch nicht; Langzeitergebnisse fehlen bisher.

Nach einem ähnlichen Prinzip wirkt das 2017 zugelassene Medikament Nusinersen (Spinraza®), das die fehlerhafte Erbinformation durch ein verwandtes Gen ersetzen soll. Es muss alle vier Monate direkt in den Hirnwasserraum injiziert werden. Im April 2021 kam mit Risdiplam (Evrysdi®) ein weiteres, nach dem gleichen Prinzip funktionierendes Medikament auf den Markt, das täglich als Saft verabreicht wird. Alle drei Formen der Gentherapie scheinen den Muskelschwund bei SMA wirksam verhindern zu können. Eine bereits bestehende Muskelschwäche machen sie jedoch nicht rückgängig.

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