Wie man sich vor STI schützen kann |
Juliane Brüggen |
03.11.2023 11:45 Uhr |
Zusammen mit Kondomen schützt eine medikamentöse HIV-Prä-Expositionsprophylaxe (HIV-PrEP) sehr effektiv, über 99 Prozent vor einer HIV-Infektion. Bei dieser nimmt eine HIV-negative Person entweder dauerhaft oder anlassbezogen ein HIV-Medikament (Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil) ein, um einer Infektion vorzubeugen. »Bei HIV ist das eine ganz wichtige Präventionsmaßnahme, die ich für sehr erfolgreich halte«, so Brockmeyer, der das Zentrum für sexuelle Gesundheit und Medizin »WIR – Walk In Ruhr« gegründet hat. »Wir haben im WIR etwa 400 bis 500 Menschen, die die PrEP nehmen, aber insgesamt sind es in Deutschland zu wenige. Wir erreichen außerdem zu wenige Frauen.« Es müsse deutlicher kommuniziert werden, dass die Einnahme auch zeitlich begrenzt möglich ist, zum Beispiel während eines Urlaubs, bei dem Risikokontakte vorkommen könnten. Neben der HIV-PrEP gibt es die HIV-Postexpositionsprophylaxe (HIV-PEP). Hier wird das HIV-Medikament eingenommen, nachdem ein Risikokontakt stattgefunden hat – auch sehr wichtig nach beruflichen Nadelstich- oder Skalpellverletzungen –, um eine Ansteckung zu verhindern.
Gut zu wissen: HIV-positive Menschen, die eine erfolgreiche Therapie durchführen und bei denen das HI-Virus im Blut unter der Nachweisgrenze liegt, schützen damit ihre Sexualpartner (»Schutz durch Therapie«).
In Studien wurde untersucht, ob die einmalige Gabe einer Doxycyclin-Tablette nach dem ungeschützten Sexualkontakt eine Infektion unter anderem mit Chlamydien und Syphilis verhindern kann (Doxy-Postexpositionsprophylaxe, Doxy-PEP). Obwohl die Ergebnisse auf einen Schutzeffekt hindeuten, sind Experten noch zurückhaltend und fordern Leitlinien zum Einsatz.
Die STI-Gesellschaft erachtet die Doxy-PEP laut einer Stellungnahme nur bei Personen mit einem hohen Infektionsrisiko als sinnvoll. Brockmeyer: »Man muss auch sehen, was das mit unserem Mikrobiom macht. Das ist ein wichtiges Thema. Und auch, was das mit der Resistenzbildung bezüglich anderer Erreger macht. Diese Fragen sind nicht bis zum Ende geklärt.«