Wie sich die Psyche im Alter verändert |
Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen älterer Menschen zählen die sogenannten »3 Ds« – Demenz, Depression und Delir – sowie Angst- und Suchterkrankungen. Typisch für psychische Erkrankungen im Alter ist, dass sie sowohl einzeln als auch in Kombination auftreten können. Besonders häufig ist dies bei Depressionen und Angststörungen der Fall, in vielen Fällen werden diese noch von Schmerzen begleitet. Auch eine Demenz tritt häufig zusammen mit einer Angsterkrankung auf. Eine enge Verzahnung der Symptomatik liegt zudem bei Depressionen und Demenz vor. So werden viele Patienten im Anfangsstadium einer Demenz depressiv und depressive Menschen können Symptome einer Demenz wie Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme oder Orientierungsschwierigkeiten zeigen.
Einzig das Delir ist meist gut von den anderen Erkrankungen abgrenzbar. Hier brechen Kognition und Aufmerksamkeit plötzlich ein, im Gegensatz zur langsamen, anhaltenden und fortschreitenden Entwicklung bei der Demenz. Bei alten Menschen tritt ein Delir häufig auf, wenn sie sich im Krankenhaus oder in einer Pflegeeinrichtung befinden. Oft ist es die Folge einer Multimorbidität und Multimedikation. Es existieren gewisse Präventionsmöglichkeiten. Neben der richtigen Medikation können ein ausgeglichener Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt, Unterstützung beim Hören und Sehen sowie eine gut gestaltete Umgebung einem Delir vorbeugen.
Psychische Erkrankungen bei alten Menschen richtig zu erkennen, ist eine Herausforderung für Angehörige, Pflegepersonal und Mediziner. Dennoch ist es notwendig und wichtig, die Betroffenen zu diagnostizieren und angemessen zu behandeln. Ältere Menschen gehören zur Risikogruppe für Suizide. Vor allem Männer über 65 Jahre sind gefährdet, ein Drittel aller Suizide fällt in diese Altersgruppe. Auslöser sind in den meisten Fällen eine unbehandelte Depression, die sich gehäuft hinter Sucht- und Risikoverhalten verbirgt, sowie Angsterkrankungen. Körperliche Erkrankungen, chronische Schmerzen, Einsamkeit und soziale Isolation, der Verlust nahestehender Menschen oder der gewohnten Umgebung sowie das Erleben ständiger Abhängigkeit und der Wunsch, andere nicht zu belasten gelten als zusätzliche Risikofaktoren.
Welche therapeutischen Maßnahmen zum Einsatz kommen, hängt vom individuellen Krankheitsbild ab. Zu beachten ist jedoch, dass Psychopharmaka bei älteren Menschen häufig anders oder stärker wirken und mit anderen beziehungsweise stärkeren Nebenwirkungen einhergehen als bei jüngeren Patienten. Zudem sind Wechselwirkungen mit weiteren eingenommenen Medikamenten zu beachten. Auch bei einer Psychotherapie sollte das Alter des Patienten berücksichtigt werden. Anders als bei jungen Patienten steht im hohen Alter nicht mehr die Beseitigung der Symptomatik im Vordergrund, sondern vielmehr das Erreichen kleiner Veränderungen, die konkrete Probleme im Alltag der Betroffenen lösen. So verbessert sich das Wohlbefinden mancher Patienten bereits, wenn sie lernen, ihren Alltag sinnvoll zu strukturieren oder mit Unterstützung des Therapeuten neue Aufgaben finden, die das Leben wieder lebenswert machen.