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Hormongesundheit

Wie viel Kunststoff verträgt der Mensch?

Endogene Disruptoren: ein Begriff, den die wenigsten kennen dürften. Dabei gehen diese künstlichen, von Menschen gemachten Substanzen uns alle an. Mikroplastik, PFAS oder Pestizide sind mittlerweile allgegenwärtig – und schädigen Mensch und Umwelt. Endokrinologen schlagen Alarm.
Elke Wolf
15.11.2024  15:00 Uhr

Striktere Regulation nötig

Köhrle betont die Notwendigkeit staatlicher und globaler Regulierung des Einsatzes hormonaktiver Chemikalien. »Politik und Behörden dürfen sich nicht darauf verlassen, dass der Verbraucher das Problem löst, das der Markt aus Gewinn- und Profitinteresse schafft. Um die unfreiwillige Exposition zu senken, müssen Produktion und Vertrieb von identifizierten endokrinen Disruptoren strikt reguliert und gestoppt werden.« Die DGE fordert bereits seit Jahren, die betreffenden Substanzen aus dem Verkehr zu ziehen.

Wichtig ist es laut des Experten auch, neue chemische Substanzen auf ihre Unbedenklichkeit zu prüfen, bevor sie in großem Maßstab produziert und in Umlauf gebracht werden. »Es ist nicht nachvollziehbar, dass bekannte endokrine Disruptoren durch verwandte, aber noch wenig untersuchte Verbindungen – sogenannte regrettable substitutes – ersetzt werden.« Das mache das Gesundheitsrisiko noch unkalkulierbarer.

Anschauliches Beispiel: 2011 wurde der Einsatz von Bisphenol A zumindest in Babyflaschen aus Polycarbonat in der EU verboten. Seither werben auch andere Produkte mit »Bisphenol-A-frei«. »Das heißt aber nicht, dass auch die Strukturanaloga Bisphenol S (BPS) oder Bisphenol F (BPF) nicht enthalten sein dürfen. Denn genau dies ist passiert. BPA wurde durch BPS, BPF oder BPT ersetzt«, so Köhrle. Allerdings sind inzwischen auch für diese Stoffe schädigende Effekte nachgewiesen, neben endokrinen Effekten auch Zyto- und Genotoxizität, Reproduktionstoxizität, Dioxin-ähnliche Wirkungen und Neurotoxizität.

In der strengeren Regulierung beziehungsweise Verboten dieser hormonwirksamen Substanzen sieht Köhrle die einzige Möglichkeit, dem Gesundheitsproblem beizukommen. Das lehre auch die Vergangenheit. »Eine große europäische Monitoringstudie im letzten Jahrzehnt, an der das Bundesumweltamt federführend beteiligt war, zeigt eine Belastung der Bevölkerung mit mehr als 400 Chemikalien. Mehr als zehn Phthalate wurden beispielsweise bei Acht- bis Zehnjährigen gemessen. Seit den 1990er-Jahren regulierte, teils verbotene Disruptoren und Chemikalien (so etwa die kurzkettigen Phthalate, sogenannte POPs) nahmen um bis zu 50 Prozent ab, während die Belastung mit manchen gefährlichen Ersatzstoffen teils exponenziell zunimmt.«

Die Hormonexperten der DGE hoffen derzeit auf ein EU-weites Verbot und Ersatz derjenigen PFAS-Chemikalien, für welche nachteilige Wirkungen gezeigt wurden und die in hohen Mengen produziert und verwendet werden. PFAS-Chemikalien: also eine Gruppe von mehr als 10.000 Alkylverbindungen, bei denen die Wasserstoffatome vollständig (perfluoriert) oder teilweise (polyfluoriert) durch Fluoratome ersetzt sind. Fünf europäische Länder, darunter Deutschland und die Niederlande, haben diesen Vorschlag Anfang 2023 bei der europäischen Chemikalienagentur (ECHA) eingereicht. Damit würde erstmals die Regulierung einer ganzen Chemikaliengruppe gelingen. Nur ein solches Komplettverbot verhindere die gängige Praxis der Industrie, bei Verboten einzelner Substanzen auf verwandte Verbindungen auszuweichen.

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