Auf das Sterben vorbereiten |
Caroline Wendt |
03.03.2022 12:30 Uhr |
Im letzten Teil des Kurses geht es um das Thema Abschied nehmen. »Wann fängt Trauer an und wie rede ich beispielweise mit meinen Kindern über das Sterben«, sind laut Knopf wichtige Inhalte.
Für Kinder und Jugendliche gibt es zudem ein eigenes Angebot: Die Letzten Hilfe Kurse Kids & Teens richten sich speziell an die Altersgruppe der 8- bis 16-Jährigen. »Die meisten haben noch eine ganz unvoreingenommene Art, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen«, berichtet Knopf. Doch sei es wichtig, mit ihnen darüber zu sprechen, denn Tod und Sterben seien in unserer Gesellschaft nach wie vor große Tabuthemen.
Außerdem gibt es die Kurse auch in einfacher Sprache. Letzte Hilfe-Seminare, die sich an professionelle Personen aus dem Gesundheitswesen richten, sind in der Projektphase. Auch ein Konzept mit der Ausrichtung »kultursensibel« ist in Planung, mit dem die trägerunabhängige gemeinnützige GmbH »Letzte Hilfe Deutschland« mit Menschen aus anderen Kulturen in Kontakt treten möchte.
Und wo sind diese Kurse zu finden? Das Angebot existiert bundesweit und Interessierte können auf der Internetseite www.letztehilfe.info nachlesen, wo der nächste Lehrgang in ihrer Nähe ist. Angeboten werden die Seminare von unterschiedlichen Organisationen zum Beispiel Hospizen, Palliativteams, Pflegediensten oder Hilfsorganisationen wie dem Malteser Hilfsdienst.
Das Konzept geht auf den Arzt und Palliativmediziner Georg Bollig zurück. Dieser beschrieb die Idee der Letzten Hilfe-Kurse erstmals 2008 in seiner Masterarbeit. Das erste Seminar fand 2014 in Norwegen statt, seit 2015 gibt es die Kurse auch in Deutschland. »Die Letzten Hilfe-Kurse folgen einem festen Konzept, doch bleibt immer genügend Zeit, die persönlichen Fragen der Teilnehmer zu beantworten und eigene Schwerpunkte zu setzen«, beschreibt Knopf den Ablauf. Die Kursleiter sind allesamt Fachleute, die aus unterschiedlichen Bereichen des palliativen und hospizlichen Umfelds kommen. So können die Teilnehmer beispielsweise auf Ärzte, Krankenpfleger, Bestatter oder Hospizkoordinatoren treffen.
In der Apotheke kommen PTA und Apotheker tagtäglich mit vielen Kunden ins persönliche Gespräch, viele Patienten sind seit Jahren und Jahrzehnten bekannt und vertraut. Oft kennen die Apothekenmitarbeiter die persönlichen (Krankheits-)Geschichten, Sorgen und Nöte der Patienten. Da ist es wichtig, den Kunden auch am Ende des Lebens zur Seite stehen zu können. »Wo finde ich Hilfe, an wen muss ich mich wenden?« – die Vertrauensperson in der Apotheke kann helfen, die richtigen Ansprechpartner zu finden. Die Patienten sollten erfahren, dass es beispielsweise Palliativteams, Pflegedienste, Hospize oder ehrenamtliche Hospizbegleiter gibt. Nicht zuletzt sollten die Menschen wissen, dass sie auch einen rechtlichen Anspruch darauf haben, Unterstützung am Lebensende zu erhalten. Knopf, der auch Teil des Palliativ-Teams Frankfurt ist, betont: »Die Patienten sollten diese Informationen frühzeitig bekommen und nicht erst, wenn das Kind schon fast in den Brunnen gefallen ist.« Die palliative Versorgung beginne nicht erst, wenn die kurative am Ende sei. Ein weicher Übergang sei viel besser. »Der letzte Weg hat viel mit Vertrauen zu tun. Die Leute brauchen Zeit sich auf die neue Situation einzulassen«, so Knopf. Es gebe gute Strukturen in der Versorgung, die Menschen unterstützen und auffangen können.