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Globale Fahndung

Auf der Suche nach Covid-19-Medikamenten

Weltweit suchen Wissenschaftler nach Medikamenten, die gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 und bei der Erkrankung Covid-19 wirken. Noch fehlt eine wirklich scharfe Waffe gegen das Virus. Die Chancen, dass sich dies in Zukunft ändert, stehen aber gut. Erfreulicherweise gibt es sehr viele unterschiedliche Ideen, wie man dem Virus und der Erkrankung entgegentreten will.
Sven Siebenand
14.12.2020  12:30 Uhr

Einzelne Wirkstoffe wurden bereits für den Einsatz bei Covid-19-Patienten zugelassen. Besonders viel Aufmerksamkeit erfuhr das antiviral wirksame Remdesivir (Veklury®). Im Körper wird der Arzneistoff in die aktive Form überführt. Diese hemmt das Enzym RNA-abhängige Polymerase. Das Medikament wirkt somit antiviral. Veklury wird infundiert. Als Standard kristallisiert sich die Fünf-Tage-Therapie heraus. Die neueste Leitlinie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von Ende November empfiehlt Remdesivir nicht mehr für Patienten, die mit Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert werden, unabhängig davon, wie schwer sie erkrankt sind. Es gebe derzeit keine Hinweise darauf, dass Remdesivir das Überleben oder die Notwendigkeit einer Beatmung verbessere. Die Europäische Arzneimittelagentur hat angekündigt, die Daten selbst neu zu bewerten. Mit Spannung darf man zum Beispiel auf die kompletten Ergebnisse der sogenannten Solidarity -Studie warten

Auch die aktive Form von Favipiravir hemmt die RNA-abhängige Polymerase von Viren, ist aber wie Remdesivir nicht spezifisch für SARS-CoV-2. Favipiravir ist seit einigen Jahren in Japan auf dem Markt – als Reservearzneistoff gegen die Influenza. Nachdem der Arzneistoff in einer Studie Krankheitsdauer und Symptomlast bei Covid-19-Kranken reduzieren konnte, wird in Japan eine Indikationserweiterung für das Favipiravir-haltige Medikament Avigan® angestrebt. Diese Zulassung hat der Wirkstoff in Russland bereits erhalten: Das Präparat heißt Avifavir®. Favipiravir ist im Gegensatz zu Remdesivir oral bioverfügbar.

Alte Bekannte

Der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA empfiehlt mittlerweile den Einsatz von Dexamethason bei beatmeten Covid-19-Patienten. Für Patienten ohne zusätzlichen Sauerstoffbedarf oder Beatmung gilt diese Empfehlung ausdrücklich nicht. Dass es sich um einen Gruppeneffekt der Glucocorticoide handelt, ist wahrscheinlich. Auch mit anderen Corticoiden wurden positive Ergebnisse bei schwerkranken Covid-19-Patienten erzielt.

Ferner ist in den Kliniken schon seit längerer Zeit bekannt, dass thromboembolische Ereignisse eine häufige Komplikation bei Covid-19 sind und dass Antikoagulanzien, etwa Heparine, Leben retten können. Konkrete Zulassungserweiterungen wurden noch nicht ausgesprochen. Das eine oder andere Antikoagulans, so auch neue orale Antikoagulanzien (NOAK) wie Edoxaban (Lixiana®) und Rivaroxaban (Xarelto®) und das niedermolekulare Heparin Enoxaparin werden getestet.

Auffallend viele aus anderen Einsatzgebieten bekannte Wirkstoffe werden in Studien bei Covid-19 mittlerweile untersucht. Das sogenannte Repurposing ist auch sinnvoll. Denn bereits zugelassene Substanzen haben Studien durchlaufen und ihr Sicherheitsprofil ist meist besser bekannt als jenes von Substanzen in der klinischen Testung oder aus der Präklinik. Unter den derzeitigen Testsubstanzen finden sich aber dennoch Kandidaten, die noch in keiner Indikation zugelassen sind und teilweise aus der präklinischen Entwicklung stammen.


Wenig überraschend sollen eine Menge der Testkandidaten antiviral wirken. Solange es keine SARS-CoV-2-spezifischen Wirkstoffe – an denen gearbeitet wird – gibt, ist es nur folgerichtig, antivirale Substanzen aus anderen Einsatzgebieten zu untersuchen, beispielsweise HIV-, Hepatitis- oder Influenza-Medikamente. So werden verschiedene HIV-Wirkstoffe auf ihre Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 untersucht. Dies ist beispielsweise bei dem Proteasehemmer Darunavir der Fall. Er wird in Kombination mit dem Booster Cobicistat in einer Phase-III-Studie bei Covid-19 getestet. Zu den Reverse-Transkriptase-Hemmern zählen Emtricitabin und Tenofovir, die in dem bekannten HIV-Medikament Truvada® enthalten sind. Auch damit gibt es eine Covid-19-Studie der Phase III.

Im Bereich Grippemittel, die gegen SARS-CoV-2 klinisch geprüft werden, ist neben dem bereits genannten Favipiravir zum Beispiel Umifenovir zu nennen. In Russland ist das Umifenovir-haltige Medikament Arbidol® als Grippemittel sehr bekannt. Umifenovir ist ein Fusionsinhibitor, der die Verschmelzung der Virushülle mit der Membran der Wirtszelle verhindern soll. Da auch SARS-CoV-2 ein umhülltes Virus ist, könnte Umifenovir also einen Nutzen haben. Auch das hierzulande sehr bekannte Oseltamivir-haltige Medikament Tamiflu® wird erprobt.

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