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Beckenbodenschwäche entgegensteuern

Millionen Frauen leiden unter einem schwachen Beckenboden. Häufig ist eine Geburt die Ursache, Inkontinenz die unangenehme Folge. Aber es gibt Hilfe. Mit neuen Geräten kann Beckenbodentraining sogar Spaß machen.
dpa
01.08.2022  14:00 Uhr

Der Beckenboden besteht aus mehreren Muskeln und Bindegewebe. Er schließt den Bauchraum nach unten ab und ist wie eine Hängematte an den Rändern nach oben gebogen. Vorn ist er am Schambeinknochen, hinten am Steißbein und seitlich an den Sitzbeinhöckern befestigt. In der Mitte ist bei Frauen eine Öffnung, die sich für eine Geburt weiten kann. Nach oben hält der Beckenboden die Blase, die Gebärmutter und den Enddarm, nach unten umschließt er die Harnröhre, die Vagina und den Darm.

Wenn die Kraft des Beckenbodenmuskels nachlässt, können medizinische Probleme auftreten. Die häufigsten sind Beckenbodenschwäche und Beckenbodensenkung. Eine Folge davon ist, dass Frauen den Urin nicht mehr gut halten können. Dazu kommen negative Auswirkungen auf die Sexualität.

Harninkontinenz ist laut Deutscher Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) »ein schwerwiegendes Gesundheitsproblem bei Frauen aller Altersklassen«, wie es in der erst 2022 verabschiedeten Leitlinie zur Behandlung weiblicher Inkontinenz heißt. Wie groß die Zahl der Betroffenen ist, ist unklar. Die Fachgesellschaft geht davon aus, dass es bei dem heiklen Thema eine hohe Dunkelziffer gibt. Laut DGGG steigt die Zahl der betroffenen Frauen mit zunehmendem Alter. Bei einer Umfrage 2005 sagten 7,8 Prozent der unter 40-Jährigen, aber 27,1 Prozent der über 60-Jährigen, dass sie nicht immer den Urin halten können. Eine deutsch-dänische Studie von 2017 geht davon aus, dass 48,3 Prozent aller Frauen betroffen sind.

Geburt kann den Beckenboden schädigen

Thomas Fink, Leiter des Beckenbodenzentrums im Sana Klinikum Berlin Lichtenberg, erklärt die häufigsten Formen: Bei einer Belastungsinkontinenz verliert man unwillkürlich Harn beim Husten, Niesen oder Sport. Bei einer Dranginkontinenz muss man ganz plötzlich Urin lassen. Passiert beides, heißt das Mischharninkontinenz. Häufige Ursache sei die Geburt eines Kindes, erklärt der Urogynäkologe – ein Schnittstellen-Fachgebiet zwischen Gynäkologie und Urologe. »Wie die Geburt läuft, ist entscheidend dafür, wie groß das Risiko ist, später ein Beckenbodenleiden zu entwickeln.« Problematisch ist etwa, wenn das Kind sehr groß und schwer ist oder wenn eine Zange zum Einsatz kam. Weitere Risikofaktoren sind schweres Heben, Übergewicht, Rauchen sowie das Alter bei der ersten Geburt.

»Wie die Geburt läuft, ist entscheidend dafür, wie groß das Risiko ist, später ein Beckenbodenleiden zu entwickeln.«
Thomas Fink, Urogynäkologe

Die Geburtshilfe habe das Thema lange Zeit nicht so im Fokus gehabt, meint Fink, der Hebammen im Studium über »beckenbodenfreundliche Geburten« fortbildet. Nach der Geburt werde der Beckenboden nur dann näher untersucht, wenn schwere Schäden vermutet werden, zum Beispiel, dass er abgerissen ist. Dabei ist jede Geburt eine Belastung: »Bei einer Geburt werden Teile des Beckenbodens um das Dreifache überdehnt. Bis Symptome auftreten, kann es aber Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern«, erklärt Fink.

Beckenbodentraining als erste Maßnahme

Wie wichtig es ist, nach einer Geburt den Beckenboden wieder fit zu machen, betont auch die Wiesbadener Gynäkologin Sheila de Liz, die mit ihrem Buch »Unverschämt – Alles über den fabelhaften weiblichen Körper« (Rowohlt 2019) Themen der Frauenheilkunde populärwissenschaftlich aufbereitet hat. In einem ihrer Youtube-Videos erklärt sie: »Es ist sehr wichtig, die Beckenbodenmuskeln zu stärken, weil sie auch beim Sex eine Rolle spielen.« Frauen, die einen funktionierenden Beckenboden hätten, könnten die Vagina besser verengen. Dadurch spürten sich beide Partner mehr: »Die Orgasmen werden viel intensiver bei einer gesunden und starken Beckenbodenmuskulatur.«

Laut Leitlinie ist es bei Beckenbodenschäden Standard, »dass nicht-chirurgische Therapien zuerst ausprobiert werden«. In der Regel wird dafür Physiotherapie verschrieben, bei der Frauen gezielte Übungen zur Stärkung des Beckenbodens lernen. Auch Elektrostimulation gehört zu den möglichen Maßnahmen. Ist der Schaden so schwer, dass operiert werden muss, stehen laut Fink inzwischen mehrere Verfahren zur Wahl. Entweder werde versucht, den Schaden mit Eigengewebe zu reparieren oder es könnten, falls dieses zu schwach ist, Bänder oder Netze eingesetzt werden.

»Die Wissenschaft widmet dem Thema inzwischen mehr Aufmerksamkeit«, sagt Fink. Dazu beigetragen hat seiner Meinung nach, dass Ultraschallgeräte als wichtiges Diagnosewerkzeug immer besser werden und Schäden häufiger diagnostiziert werden können. Unter dem Dach der DGGG wurde vor einigen Jahren eine eigene Arbeitsgemeinschaft für Urogynäkologie und plastische Beckenbodenrekonstruktion (AGUB) gegründet.

Beckenboden per App trainieren

Dass das Thema langsam aus der Scham-Ecke herauskommt, zeigt sich auch daran, wie offensiv neue Gadgets in sozialen Medien beworben werden. »Perifit« zum Beispiel, ein Produkt aus Frankreich, sieht aus wie ein Dildo, ist aber ein medizinisches Gerät, das sich per Bluetooth mit dem Handy koppelt. Per App kann die Nutzerin ihren Beckenboden trainieren, indem sie mit der Unterleibsmuskulatur im wahrsten Wortsinne spielt: Durch Kontraktion und Entspannung steuert sie den Cursor durch das Spielfeld und sammelt Punkte. Studien, was das bringt, kann der Hersteller nicht liefern: Man arbeite daran, habe aber noch keine Ergebnisse.

Sheila de Liz findet solche Geräte »richtig gut«. Die Idee dahinter – zu lernen, seine eigene Beckenbodenkraft einzuschätzen und auszubauen – sei »klasse«. Allerdings sei das eher geeignet für Frauen, »die bereits mit ihrem Beckenboden gut vertraut sind«. Wer schwerwiegende Beckenboden-Probleme habe, benötigte professionelle Unterstützung.

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