Bei Inkontinenz die beste Behandlung finden |
Am gesellschaftlichen Leben teil haben, ist für Menschen mit Inkontinenz oft eine logistische Herausforderung und kann sie derart unter Stress setzen, dass sie sich aus dem sozialen Miteinander lieber zurückziehen. / Foto: Adobe Stock/Tijana
Kaum ein Thema, das derart viele Menschen betrifft, wird so totgeschwiegen wie ungewollter Urinverlust. Schätzungen zufolge leidet jede zweite Frau in ihrem Leben zumindest zeitweise an Harninkontinenz. Bei Männern ist das Leiden in jüngerem Alter weniger verbreitet. Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Betroffenen bei beiden Geschlechtern an. In einer Erhebung des Robert-Koch-Instituts (RKI) gab knapp ein Drittel der Befragten über 80 Jahren an, an Inkontinenz zu leiden. Im Alter von 60 Jahren betraf das Problem jede vierte Frau und jeden zehnten Mann.
Wer sich auf das Dichthalten seiner Blase nicht mehr verlassen kann, ist tunlichst darauf bedacht, dass niemand etwas von der »peinlichen« Unpässlichkeit bemerkt. Die meisten vertrauen sich aus Scham nicht einmal ihrem Arzt oder ihrer Ärztin an. Gerade ältere Menschen glauben oft, dass ungewollter Urinverlust eine normale Begleiterscheinung des Alterns ist. Doch mit der geeigneten Therapie lässt sich heute eine Blasenschwäche fast immer beheben oder zumindest deutlich mildern.
Mediziner unterscheiden zwei Hauptformen von Harninkontinenz. Bei einer Belastungs- oder Stressinkontinenz geht bei körperlicher Anstrengung unwillkürlich Urin ab. Das kann zum Beispiel beim Husten, Lachen oder Anheben eines schweren Gegenstands passieren – immer dann, wenn der Druck im Bauchraum steigt.
Typisch für eine Dranginkontinenz ist dagegen plötzlicher Harndrang, der so stark ist, dass man es nicht mehr rechtzeitig zur Toilette schafft. Mit zunehmendem Alter treten häufiger auch Mischformen auf, die sich sowohl mit Symptomen einer Drang- als auch einer Belastungsinkontinenz zeigen. Ist die Dranginkontinenz mit häufigem Wasserlassen (Pollakisurie), oft auch mehrmaligen nächtlichen Toilettenbesuchen (Nykturie) verbunden, sprechen Fachleute von einer »nassen« Reizblase oder überaktiven Blase (overactive bladder, OAB). Diese kann auch ohne Inkontinenz auftreten; dann heißt sie »trockene« Reizblase.
Eine Sonderform der Blasenschwäche ist die Überlaufinkontinenz, unter der vor allem Männer häufig leiden: Kann sich die Blase wegen einer Harnröhrenverengung, zum Beispiel durch eine vergrößerte Prostata, nicht vollständig entleeren, träufeln kontinuierlich kleine Mengen Urin heraus. Unbemerkten Harnverlust während des Schlafs bezeichnen Mediziner als Enuresis nocturna. Bei der sogenannten koitalen Inkontinenz geht während des Geschlechtsverkehrs oder des Orgasmus Harn ab.