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Passive Immunisierung mit Antikörper

Empfehlung für RSV-Schutz bei Säuglingen

Vor allem für Säuglinge kann eine RSV-Infektion gefährlich werden. Eine neue Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) soll sie besser vor einer Erkrankung schützen – aber auch volle Arztpraxen vermeiden helfen.
dpa
01.07.2024  11:30 Uhr

Eine Infektion mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) ist bei Säuglingen und Kindern in Deutschland die häufigste Ursache von Erkrankungen der unteren Atemwege. Jährlich kommen nach Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) etwa 25.000 Säuglinge wegen einer RSV-Infektion ins Krankenhaus. Rund 200.000 Säuglinge mit RSV werden ambulant behandelt. Das Virus wird über Tröpfchen übertragen.

Um Neugeborene zu schützen, hat die Ständige Impfkommission (STIKO) nun eine neue Empfehlung herausgegeben.

Was empfiehlt die STIKO?

Zum Schutz vor einer RSV-Infektion empfiehlt die STIKO für Neugeborene und Säuglinge ab sofort den Antikörper Nirsevimab (Beyfortus®). Das gilt für alle Neugeborenen und Säuglinge unabhängig von möglichen Risikofaktoren. Gespritzt werden soll das Präparat in der ersten RSV-Saison, die auf die Geburt folgt. Die Saison geht üblicherweise von Oktober bis März. Säuglinge, die zwischen April und September geboren werden, sollen das Mittel laut STIKO zwischen September und November erhalten.

Für Neugeborene, die während einer RSV-Saison auf die Welt kommen, empfiehlt die STIKO die Gabe möglichst rasch nach der Geburt noch vor Entlassung aus der Geburtseinrichtung. Nirsevimab wird einmalig intramuskulär in den Oberschenkel gespritzt.

Für Säuglinge, die bereits eine RSV-Infektion durchgemacht haben, ist der Empfehlung zufolge in der Regel keine Nirsevimab-Prophylaxe erforderlich.

Wie wirkt die Antikörper-Prophylaxe?

Nirsevimab bindet an ein Virusprotein und verhindert so das Eindringen des Erregers in Körperzellen. Es handelt sich um eine passive Immunisierung: Verabreicht werden fertige Antikörper, diese werden also nicht aktiv vom eigenen Immunsystem produziert. Das bietet sofortigen Schutz, ist aber nur zeitweise wirksam, da die Antikörper nach einer gewissen Zeit abgebaut werden. Bei Nirsevimab hält der Schutz etwa sechs Monate, wie Johannes Liese, Leiter der pädiatrischen Infektiologie und Immunologie am Universitätsklinikum Würzburg, erklärte.

Gibt es Risiken?

»Wie bei allen Injektionen können Rötung und Schwellung und Schmerzen im Bereich der Injektionsstelle auftreten, am Tag der Injektion und auch am Tag danach«, erklärte Kinderärztin und STIKO-Mitglied Julia Tabatabai. Ansonsten werde das Arzneimittel als sehr sicher eingestuft. Schwere Unverträglichkeiten seien »extrem selten«, sagte Liese.

Was ist das Ziel der Empfehlung?

Die Empfehlung hat das Ziel, die Häufigkeit schwer verlaufender RSV-Erkrankungen bei Neugeborenen und Säuglingen zu verringern. Außerdem sollen das Gesundheitssystem entlastet und Versorgungsengpässe vermieden werden. »Sowohl in der Kinderarztpraxis als auch in der Klinik ist die jährliche RSV-Saison eine riesige Herausforderung«, sagte Liese.

Welche Symptome haben Kinder bei einer RSV-Infektion?

Bei Kindern zeigt sich eine Infektion meist zuerst durch eine laufende Nase und fehlenden Appetit. Der Rachen kann entzündet sein. »Husten und Niesen folgen, und häufig tritt Fieber auf«, schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf ihrer Website. In der Folge seien Bronchitis und Lungenentzündung möglich. Bei schwerem Verlauf könne eine Beatmung nötig sein. Tödliche Verläufe sind möglich, in Deutschland aber sehr selten.

Eine spezielle Therapie gibt es laut STIKO nach Ausbruch der Krankheit nicht. Die Behandlung bestehe vor allem in ausreichender Flüssigkeitszufuhr, der Verwendung von Nasenspülungen oder Nasentropfen und gegebenenfalls Sauerstoffgaben.

Für wen ist eine Erkrankung besonders gefährlich?

Vor allem bei sehr jungen Säuglingen kann eine Infektion laut Tabatabai schwere Atemwegserkrankungen zur Folge haben, die zu Krankenhausaufenthalten führen. »Eine schwere Atemwegserkrankung mit RSV ist der häufigste Hospitalisierungsgrund für Kinder im ersten Lebensjahr«, sagte die Ärztin. Während des ersten Lebensjahres müsse jedes vierte Kind mit einer RSV-Infektion medizinisch behandelt werden.

Als weitere Risikogruppen für schwere Verläufe gelten unter anderem Frühgeborene, Kinder mit angeborenem Herzfehler oder chronischen Lungenerkrankungen, aber auch Erwachsene über 65 und Menschen mit beeinträchtigtem Immunsystem. Grundsätzlich kann man in jedem Alter an RSV erkranken und sich wiederholt infizieren.

Gibt es andere Mittel gegen RSV, auch für Erwachsene?

In der EU sind seit vergangenem Jahr zwei Impfstoffe gegen RSV verfügbar, einer für Schwangere und Menschen ab 60 (Abrysvo®) und einer nur für Menschen über 60 (Arexvy®). Für die Impfungen gibt es bislang keine STIKO-Empfehlung. Bei der Impfung für Schwangere sei die Datenlage bislang unzureichend, hieß es zur Begründung. Die Lage für Ältere habe das Gremium gesondert bewertet und werde dazu noch Stellung nehmen, sagte Tabatabai.

Für Kinder mit hohem Risiko bei einer RSV-Infektion ist seit mehr als zwei Jahrzehnten der Antikörper Palivizumab (Synagis®) zugelassen. Im Gegensatz zu Nirsevimab muss Palivizumab allerdings monatlich verabreicht werden. Wegen der »erheblichen Vorteile« von Nirsevimab soll der Antikörper Liese zufolge in Zukunft bevorzugt auch für Risikogruppen verwendet werden. »Wir sind auch dabei, diesbezüglich die Leitlinie für Risikokinder zu überarbeiten«, sagte der Kinderarzt.

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