Engpass in der Beinarterie |
Basismaßnahme jeder Therapie ist die gezielte Beeinflussung der Risikofaktoren durch die Änderung des Lebensstils. Auch die S3-Leitlinie, deren Mitautor Lawall ist, empfiehlt, möglichst frühzeitig sämtliche Risiken für die Gefäße zu minimieren, das heißt Nikotinverzicht, Abbau von Übergewicht, Normalisierung des Blutdrucks, des Blutzuckers und der Blutfettwerte. In Kombination mit einer medikamentösen Therapie kann sich so schon das Fortschreiten einer PAVK verlangsamen.
Das Hauptaugenmerk gilt dabei der Lipidsenkung. Deren Nutzen geht über die kardiovaskulären Effekte hinaus. »Besonders Statine sind deshalb ein Muss in der Therapie von PAVK-Betroffenen«, erklärt Lawall. Atorvastatin, Rosuvastatin und Co. verlängern die schmerzfreie Gehstrecke und vermögen hochdosiert nachweislich die Gesamtsterblichkeit zu reduzieren, haben Studien ergeben. Das Problem dieser Substanzklasse: Zehn bis 15 Prozent der Patienten beschreiben Unverträglichkeiten oder klagen über Muskelschmerzen. Sie steigen deshalb aus der Therapie aus.
Hier können folgende Anwendungstipps helfen: Ein häufiger Fehler ist der Einstieg mit einer hohen Statindosis. Es empfiehlt sich deshalb, mit niedriger Dosis einzuschleichen. Statt niedrigpotenter Statine wie Simvastatin sind am besten hocheffektive Schwestersubstanzen wie Rosuvastatin oder Atorvastatin in niedriger Dosierung zu wählen oder das niedrig dosierte Statin ist mit Ezetimib zu kombinieren. Eine weitere Möglichkeit: das Statin nur jeden zweiten Tag oder zwei Mal pro Woche einzunehmen. Die Erfahrung zeigt: Auch die moderate LDL-Senkung hat noch klinische Effekte. PCSK9-Inhibitoren sind hochwirksame Alternativen , wenn Statine nicht vertragen werden und/oder der LDL-Zielwert von kleiner 70 mg/dl nicht erreicht wird. Klinische Ergebnisse einer großen randomisierten Studie belegen zudem die Reduktion der Majoramputationen bei Patienten mit PAVK.
Neben der Senkung der Gesamt- und LDL-Cholesterol-Werte gilt der Therapieblick auch der Blutverdünnung. So empfehlen die Leitlinien-Autoren wie Lawall, bei symptomatischen PAVK-Patienten die dauerhafte Gabe von Thrombozytenfunktionshemmer. Die Wirkstoffe Acetylsalicylsäure (wie Aspirin®) und Clopidogrel (wie Plavix®) verhindern, dass die Thrombozyten im Gefäß verklumpen und lebensgefährliche Blutgerinnsel bilden. Wenn sie regelmäßig und unter Umständen lebenslang nach Anweisung des Arztes eingenommen werden, dienen sie dem Schutz vor Herz-Kreislauf-Komplikationen.
Entsprechend der Vorgaben wird die Leitlinie derzeit überarbeitet. Lawall stellt in Aussicht, dass die neue Version auch die erweiterte Antikoagulation aufgreifen wird. In der Sekundärprävention bei Risikopatienten für erneute Gefäßereignisse oder weitere kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall bietet die Kombination von ASS 100 mg täglich und zweimal Rivaroxaban 2,5 mg täglich klinische Vorteile. Die Anzahl von Beinamputationen, erneuten Gefäßeingriffen, aber auch die Häufigkeit von Herzinfarkt und Schlaganfall wird damit reduziert, ohne dass schwere lebensbedrohliche Blutungen zunehmen.
Therapeutische Maßnahme | Stadium I | Stadium II | Stadium III | Stadium IV |
---|---|---|---|---|
Risikomanagement: Nikotinkarenz, Diabetestherapie, Statine, Bluthochdruckbehandlung | + | + | + | + |
Thrombozytenaggregationshemmer (ASS oder Clopidogrel) | (+) | + | + | + |
Physikalische Therapie: strukturiertes Gehtraining | + | + | ||
Medikamentöse Therapie: Cilostazol und Naftidrofuryl | + | |||
Strukturierte Wundbehandlung | + | |||
Kathetertherapie (Ballon oder Stent) |
+* | + | + | |
Operative Therapie | +* | + | + |