Erste Hilfe – Leben retten nicht verlernen |
Auch wer weniger riskant unterwegs ist, sollte eine Outdoor-Apotheke im Gepäck haben. / Foto: Adobe Stock/Soloviova Liudmyla
Im alpinen Bereich entstehen die meisten Verletzungen durch Stürze. Größere und kleinere Wunden, Knochenbrüche und Gelenkverletzungen sind die Folge. Auf dem Boot hingegen entstehen viele Verletzungen aus Unachtsamkeit: eine Bänderdehnung durch Ausrutschen auf dem nassen Deck, eine Platzwunde, weil man nicht auf den Baum geachtet hat oder eine Verbrennung an der Hand, weil Seile hindurchgerutscht sind.
Wer sich abseits der Zivilisation bewegt, sollte eine gut ausgestattete Outdoor-Apotheke immer mit dabeihaben. Die Empfehlungen zur Ausstattung orientieren sich in erster Linie an der Tourenlänge. Für Tagesausflüge empfiehlt das Rote Kreuz, mehrere sterile Kompressen, einen sterilen Momentverband, Heftpflasterstreifen, verschiedene Pflasterstrips, Blasenpflaster, mehrere elastische Mullbinden, Einmalhandschuhe, elastische Binden zur Stabilisierung, Dreieck- und Beatmungstuch, eine Rettungsdecke sowie Wunddesinfektionsmittel mitzunehmen. Darüber hinaus macht es Sinn, eine Pinzette, eine Zeckenzange und einen Wundkleber einzupacken. Das Nähen von Schnitt- und Risswunden muss innerhalb eines Zeitfensters von maximal sechs Stunden geschehen.
Ist innerhalb dieser Zeit kein Arzt erreichbar, sollte die Wunde gereinigt, desinfiziert, mit Wundkleber versorgt und mit einem Pflaster geschützt werden. Bei sehr tiefen Wunden, Wunden über Gelenken oder stark verschmutzten Wunden wird trotz der Erstversorgung ein Arztbesuch empfohlen. Er ist auch dann unabdingbar, wenn kein Tetanusschutz mehr besteht und die Impfung aufgefrischt werden muss. Experten raten davon ab, aus Stöcken oder Ähnlichem improvisierte Schienen anzulegen. Besser ist es, das betroffene Areal mit einem Dreiecktuch oder einer faltbaren Aluminiumschiene, wie zum Beispiel der SAM® Splintschiene, ruhig zu stellen. Schienen dieser Art sind so leicht und klein, dass sie im Rucksack Platz finden.
Auf mehrtägigen Touren sollten zusätzlich eine Wundheilsalbe, ein Sport-Gel, Augentropfen und Medikamente des persönlichen Bedarfs nicht fehlen. Dazu kommen Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Fieber und Schmerzen, Höhen- oder Seekrankheit sowie ein Antibiotikum und ein Fieberthermometer. Im alpinen Bereich wird oft noch empfohlen, einen leichten Biwaksack mitzunehmen. Er eignet sich im Notfall auch als Trage.
Ob an Land oder auf dem Wasser, bei größeren Wunden, Weichteilverletzungen und Knochenbrüchen hilft die sogenannte PECH-Formel, Schmerzen zu reduzieren und Schwellungen zu vermeiden:
P = Pause: Schonung, Ruhigstellung, kein Weitergehen, evtl. passiver Abtransport
E = Eis: Kühlung durch Eisbeutel, Schnee, kaltes Wasser oder feuchte Umschläge
C = Compression: festes Bandagieren mit einer elastischen Binde
H = Hochlagern: Hochhalten oder Hochlagern der betroffenen Extremitäten