Fieber bei Kindern |
»Wir wissen, dass das Immunsystem bei höheren Temperaturen effektiver arbeitet«, erinnert der Experte. »Fieber ist also grundsätzlich gut.« Gerade deshalb könne man erhöhte Temperaturen durchaus zunächst beobachten. Ohne weitere Symptome kann es sich zum Beispiel als harmloses Dreitagefieber entpuppen, es kann aber auch ein Harnwegsinfekt dahinterstecken, der behandelt werden muss. Zum Glück entwickeln Eltern mit der Zeit ein Gefühl dafür, wann ihr Kind ernsthaft krank ist und sollten sich auf dieses verlassen. Als Orientierung empfiehlt Rodeck, Fieber bei Kindern unter zwei Jahren vom Arzt abklären zu lassen, wenn es länger als 24 Stunden anhält. Ältere Kinder dürfen durchaus bis zu drei Tage fiebern, sofern sie ansonsten relativ fit wirken. Entscheidend dabei ist jedoch immer die Verfassung des Kindes.
Wirkt der Nachwuchs trotz Fiebersenkung schwerkrank, müsse sofort genauer hingesehen werden. Das gilt auch bei sehr hohem Fieber, also bei Werten über 39 °C, falls es nicht nur die kurze Fieberspitze ist. Aufatmen können Eltern, wenn das Kind nach der Fiebersenkung wieder munter spielt: »Das ist immer ein Zeichen dafür, dass das Fieber die Krankheitssymptome auslöst und nicht die zu Grunde liegende Krankheit das eigentliche Problem darstellt.«
Eltern sollten ihr fieberndes Baby genau beobachten und nach spätestens 24 Stunden einen Kinderarzt aufsuchen, wenn die Temperatur nicht von alleine sinkt. / Foto: Fotolia/lisalucia
Fieber stellt gerade bei den ganz Kleinen den Wasser- und Elektrolythaushalt gefährlich auf die Probe. Sie dehydrieren viel schneller und werden dann schläfrig, das Bewusstsein trübt ein. Eltern sollten diesen bedrohlichen Zustand unbedingt von normalem Schlaf unterscheiden können. Genug trinken und genau beobachten ist deshalb das A und O, besonders bei begleitendem Durchfall und/oder Erbrechen. Mittel mit Dimenhydrinat und Diphenhydramin (Vomex®, Emesan®, Vomacur®) haben unter drei Jahren nichts in der Selbstmedikation verloren. Nachdem tödliche Nebenwirkungen aufgetreten waren, dürfen sie nur noch nach strenger Indikationsstellung durch einen Arzt abgegeben werden.
Etwa 3 bis 5 Prozent der Kinder erleiden einen Fieberkrampf, meist im Alter von ein bis fünf Jahren. Dabei wird das Kind plötzlich bewusstlos und die gesamte Körpermuskulatur verkrampft und versteift sich, die Lippen werden blau. Wenige Sekunden später erschlafft der Körper, Arme und Beine zucken rhythmisch, viele atmen unregelmäßig und röcheln, japsen oder haben gar Schaum vor dem Mund. Nach 30 Sekunden bis wenigen Minuten ist der Spuk meist wieder vorbei. So sehr ein solcher Anfall die Eltern erschreckt, können Ärzte doch fast immer Entwarnung geben. Fieberkrämpfe treten in der Regel bei völlig gesunden, normal entwickelten Kindern im Rahmen eines Infekts oder Fiebers auf und bleiben normalerweise folgenlos. Die genaue Ursache ist unbekannt. »Fieberkrämpfe selbst sind nicht gefährlich«, betont Rodeck. »Trotzdem sollte man immer ärztliche Hilfe aufsuchen.« Da das Risiko für einen zweiten Anfall erhöht ist, kann der Kinderarzt für den Notfall Diazepam-Rektiolen verordnen. Außerdem sollten Eltern künftig bereits ab 38,5 °C das Fieber senken. Ganz verhindern lassen sich die Krämpfe dennoch oft nicht.