Fieber bei Kindern |
Mittel erster Wahl zur Fiebersenkung sind Ibuprofen oder Paracetamol. Eine Kombinationstherapie erwies sich in Studien nicht überlegen, sodass Rodeck am ehesten eine Monotherapie mit Ibuprofen empfehlen würde. Da diese Mittel jahrelang erprobt sind, ist die korrekte Dosierung kein Hexenwerk: »Üblicherweise dosiert man nach Gewicht«, erklärt er. Bei anderen Arzneimitteln ist die passende Dosis eine wahre Kunst. Denn Arzneimittelstudien an Kindern stellen Pharmaunternehmen vor große rechtliche und ethische Hürden für einen nur kleinen Personenkreis. Kein Wunder, dass Kinderärzte oft Wirkstoffe außerhalb ihrer Zulassung verordnen müssen. Lesen Eltern dann im Beipackzettel, er sei für Kinder nicht zugelassen, sind sie natürlich verunsichert. Dabei ist der sogenannte off-label-Gebrauch gerade in der Kinderheilkunde alltäglich, unvermeidbar und in der Hand eines erfahrenen Pädiaters durchaus sicher. Die richtige Dosis entscheidet er mithilfe pädiatrischer Dosistabellen basierend auf Literaturangaben. Grundsätzlich berechnet er sie auf Basis des Gewichts oder der Körperoberfläche.
Das dient aber nur der groben Orientierung, denn ein Mensch wächst nicht linear. Die Reifung der Organfunktion wie auch die altersbedingte Veränderung ihrer Körperzusammensetzung ist ein dynamischer Prozess und beeinflusst jeden Aspekt der Pharmakokinetik. In den ersten Monaten entleert sich der Magen verzögert und hat einen höheren pH-Wert. Die Haut von jungen Patienten ist dünner und besser durchblutet. So werden Wirkstoffe unerwünscht über die Haut resorbiert, die nur lokal wirken sollen. Gerade bei Glucocorticoiden, Salicylaten oder auch Desinfektionsmitteln (Alkohol) können Eltern getreu dem Motto »viel hilft viel« leider in guter Absicht ihr Kind vergiften.
Leider gibt es Einzelfälle, in denen Eltern ihren Schützlingen Medikamente missbräuchlich verabreichen. Seien es Schlafmittel, weil auch die Eltern mal wieder durchschlafen wollen, oder Fiebersaft, um das kranke Kind in die Kita zu stecken, wenn ein wichtiger Termin wartet. Da selbst bei therapeutischer Dosis schwere Nebenwirkungen auftreten können, untersteht nicht grundlos seit 2019 das Schlafmittel Doxylamin zur Anwendung bei Kindern der Verschreibungspflicht. Auch zur prophylaktischen Gabe von Fieberzäpfchen nach einer Impfung hat der Experte eine klare Meinung: »Bitte nicht!« Es wird diskutiert, dass es womöglich die Wirkung der Impfung abschwächt. Es lohnt sich also, im Gespräch hellhörig zu sein und eindringlich auf die Risiken einer unnötigen oder gar missbräuchlichen Arzneimittelgabe hinzuweisen.