Fieber bei Kindern |
Je nach Alter variiert insbesondere der Abbau von Arzneimitteln. In den ersten Lebenswochen werden Arzneistoffe nur sehr langsam metabolisiert. Leber und Niere reifen aber rasch, und bereits im Alter von wenigen Monaten verstoffwechseln sie Wirkstoffe sogar schneller als Erwachsene. Kleinkinder benötigen deshalb häufig eine höhere Dosis pro Kilogramm Körpergewicht als Erwachsene, während Früh- und Neugeborene nur einen Bruchteil dessen bekommen. Bei »schwierigen Arzneistoffen« wie Theophyllin messen Ärzte daher regelmäßig den Wirkstoffspiegel im Blut. Auch veränderte Rezeptoraffinitäten beeinflussen die Wirkung: So wirken Beta-Sympathomimetika schwächer, Neuroleptika stärker, und bestimmte Nebenwirkungen wie Dyskinesien unter Metoclopramid, einem D2-Hemmer, treten bei Kindern öfter auf.
Im Apothekenalltag werden meist Arzneimittel mit großer therapeutischer Breite eingesetzt. Trotzdem gehört am HV-Tisch eine kurze Überprüfung der Dosierung auf Plausibilität dazu, denn schnell verrutscht im stressigen Alltag ein Komma. Die richtige Therapie ist aber nicht nur eine Frage der Dosis. Tetracycline lagern sich bei Kindern zum Beispiel dauerhaft in Knochen und Zähnen ein. Auch Acetylsalicylsäure hat gegen Fieber bei Kindern nichts zu suchen und gilt als Reservemittel, da es das lebensbedrohliche Reye-Syndrom auslösen kann.
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Was in der Theorie einfach klingt, wird in der Praxis zum Sumokampf: Wie landet dieses verflixte Fieberzäpfchen bloß im Kind? Ein Zäpfchen verabreichen und Fiebermessen dürfen nie wehtun! Schmerzen sind Hauptgrund dafür, dass Zäpfchen abgelehnt werden. Eine Gleithilfe wirkt Wunder. Eltern können das Zäpfchen dafür kurz in der Hand anwärmen oder in Wasser tauchen. Verkehrt herum, also mit der stumpfen Seite zuerst, kann es in Rückenlage mit hochgeklappten Beinen blitzschnell eingeführt werden. Der Clou: Die spitze Seite bietet dem Sphinkter weniger Widerstand, sodass es nicht direkt wieder herausgedrückt wird.
Obwohl sich die Pharmaindustrie bemüht, schmeckt Antibiotikum- oder Fiebersaft nicht jedem. Mit einer Einmalspritze können Eltern den Saft vorbei an den Backenzähnen in der Backentasche platzieren. So wird der Kontakt zur Zunge und damit der Geschmack minimiert. Auch Nachtrinken von Fruchtsaft ist in der Regel erlaubt. Das Arzneimittel im Essen unterzumogeln ist hingegen keine gute Idee. Abgesehen von möglichen Interaktionen ist die Dosis ungewiss, wenn das Kind die Portion nicht aufisst. Auch Sätze wie: »Der Saft schmeckt doch lecker!« helfen kaum, wenn sich das Kind belogen fühlt. Ein ehrliches »die Medizin zaubert dich gesund, ist aber scheußlich - du bist wirklich tapfer« macht das Kind hingegen zum Helden.
Im Alltag passieren Pannen. Steht ML für Messlöffel oder Milliliter? Sagte der Arzt mindestens dreimal oder nicht öfter als zweimal täglich? Ein Aufkleber mit der verordneten Dosierung dauert am HV-Tisch kaum eine Sekunde, ist den ohnehin nervösen Eltern aber wichtige Gedankenstütze. Auch ein Hinweis zur richtigen und kindersicheren Lagerung gehört in die Beratung. Zäpfchen sollten nicht neben der Heizung gelagert und Saft- oder Cremeanbrüche fristgerecht entsorgt werden.