Grünes Licht für Nutri-Score |
Die Farben Dunkel- und Hellgrün deuten auf eine günstige Zusammensetzung von Nährstoffen hin; Gelb, Orange und Rot auf eine ungünstigere. / Foto: Imago/Reporters
Über eine Extra-Kennzeichnung, die bei einer gesünderen Ernährung und dem Kampf gegen Übergewicht helfen soll, wird schon sehr lange diskutiert. Für eine möglichst breit getragene Lösung holte Klöckner daher kürzlich Verbraucherschützer und die Wirtschaft ins Boot und ließ insgesamt vier Kennzeichnungs-Modelle in einer großen Verbraucherbefragung testen. Der klare Gewinner in nahezu allen Kategorien: der Nutri-Score.
Das aus Frankreich stammende Logo ging schon als Favorit ins Rennen – seitens Verbraucherschützer, Ärzte und der SPD. Der Vorteil des Systems: Neben dem Gehalt an Zucker, Fett und Salz bezieht es empfehlenswerte Bestandteile wie Proteine in eine Bewertung ein und gibt schließlich einen einzigen Gesamtwert an, der in einer fünfstufigen Skala die Nährwert-Bilanz angibt – von Dunkelgrün und Hellgrün für die günstigsten und über Gelb, Orange bis Rot für die ungünstigeren Bilanzen. In der Umfrage lagen 70 Prozent der Teilnehmer richtig, wenn sie bei Testpackungen mit Nutri-Score gefragt wurden: »Welche Pizza trägt am ehesten oder am wenigsten zu einer gesunden Ernährung bei?« Bei den drei anderen Modellen waren es maximal 60 Prozent oder deutlich weniger.
Nährwerttabellen mit Angaben auch zu Kalorien sind auf dem EU-Markt schon länger Pflicht, sie sind aber meist auf der Rückseite oder versteckten Stellen der Packung zu finden. Zudem liest laut Umfrage kaum jemand bei allen Produkten das Kleingedruckte.
Der Nutri-Score soll nun auf der Vorderseite stehen, einfach zu verstehen sein und für eine große Zahl an Produkten genutzt werden. Nur dann könnten Verbraucher auch vergleichen, sagt der Chef des Bundesverbands, Klaus Müller. Die Organisation Foodwatch erläutert, in Frankreich habe das Logo zudem dazu geführt, dass viele Produkt-Rezepturen verbessert wurden.
Klöckner will im Oktober eine Verordnung auf den Weg bringen, die einen Rechtsrahmen für die Verwendung des Logos schaffen soll. Wie viele Hersteller mitmachen, und ob womöglich vor allem Produkte mit günstigem Nutri-Score damit ausgezeichnet werden, muss sich zeigen. Der Verband der Lebensmittelbranche, der ein eigenes Modell im Rennen hatte, bekräftigte seine Zweifel an »bewertenden Systemen« und hob die freiwillige Nutzung hervor. Mehrere große Lebensmittelanbieter sind aber längst auf den Nutri-Score eingestellt, auch in anderen europäischen Ländern. Klöckner müsse jetzt in der EU dafür Sorge tragen, dass Nutri-Score zur verpflichtenden Nährwertkennzeichnung wird, sagt etwa Grünen-Ernährungsexpertin Renate Künast.