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Umweltschutz
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Mehr Artenvielfalt, mehr Gesundheit 

Biodiversitätsschutz ist auch Gesundheitsschutz: Denn eine hohe biologische Vielfalt ist wie ein Netz, das uns gesundheitlich hält und auffängt. Damit das so bleibt, muss verstärkt nach dem One-Health-Prinzip gehandelt werden. Auch Apothekenteams können dazu ihren Beitrag leisten.
AutorKontaktElke Wolf
Datum 12.09.2025  16:00 Uhr

Allergie als Umwelterkrankung

Professorin Dr. Claudia Traidl-Hoffmann, Inhaberin des Lehrstuhls für Umweltmedizin der Universität Augsburg, beschreibt die biologische Artenvielfalt als eine Art Netz, »das uns gesundheitlich auffängt. Wird es löchrig – also bei Verlust der Diversität –, nehmen chronisch-entzündliche Erkrankungen wie Allergien und Asthma zu«.

Es gebe einen klaren Zusammenhang mit der zunehmenden Urbanisierung/Industrialisierung, konstatiert sie im Gespräch mit PTA-Forum. »Der erste Diversitäts-Aspekt: Eine Vielfalt an Mikroben in der Umwelt geht einher mit einem Schutz vor Allergien. Das traditionelle Leben auf dem Bauernhof, wo eine hohe mikrobielle Vielfalt herrscht, schützt in gewisser Weise vor Allergien und Asthma. Zweitens: Je diverser die Ernährung vor allem im ersten Lebensjahr, desto geringer ist das Risiko für Allergien. Stillen in den ersten vier Monaten und dann eine vielfältige und gesunde Ernährung schützen vor Allergien. Doch unser Lebenswandel speziell in den Industrieländern hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten deutlich verändert. Dazu gehören eine zum Teil einseitige Ernährung mit Fast Food und weniger frischen Produkten direkt vom Erzeuger, weniger regelmäßige Bewegung in und Berührung mit der Natur und eine schlechtere Luftqualität durch starke Industrialisierung.«

Auch der Einfluss von Umweltschadstoffen sei nicht von der Hand zu weisen. Der Klimawandel beeinflusst die Pollenflugzeit; so gebe es bereits jetzt in Deutschland keinen Tag mehr, an dem keine Pollen fliegen. »Zudem produzieren einige Pflanzenarten bei höherem CO2-Gehalt in der Luft deutlich mehr Pollen und Umweltschadstoffe steigern selbst die Allergenität der Pollen«, verweist die Allergologin auf eigene Untersuchungen.

»In mehreren Versuchen konnten wir zeigen, dass Umweltschadstoffe wie Ozon, Feinstaub oder Stickoxide den Pollen selbst verändern. Allergieauslösende Proteine und andere proentzündliche Substanzen wie pollenassoziierte Lipidmediatoren (PALM) werden vermehrt darin produziert und sogar neuartige Allergene gebildet. Diese PALM sind Adjuvanzien, also Wegbereiter, und sie triggern das Immunsystem zu einer TH2-Antwort, sie sind also selbst entzündungsfördernd. Sie drängen das Immunsystem in eine proallergische Immunreaktion hinein, die TH2-Antwort wird erhöht.« Pollen beherbergen außerdem ein spezifisches Mikrobiom auf ihrer Oberfläche, also ein eigenes Ökosystem aus Mikroorganismen. Auch das Mikrobiom wird durch Umweltschadstoffe negativ beeinflusst.« Die Summe dieser Faktoren bewirke letztlich eine erhöhte Pollenallergenität um den Faktor 2 bis 3 etwa bei der Birke.

Umweltschadstoffe hätten einen unmittelbaren Einfluss auf unsere Haut-/Schleimhautbarrieren. »Wir wissen mittlerweile, dass Umweltschadstoffe – Feinstaub sind Schwebeteilchen der Luft, zusammengesetzt aus unterschiedlichen Stoffen wie Pollen, Rauch, Ruß oder Autoabgasen – auch auf den Menschen wirken. Sie machen unsere Schleimhäute durchgängiger, sie stören die Immunbarriere der Schleimhaut und machen uns damit empfänglicher für Allergien.«

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