Der Klimawandel führt zu einer lokalen Häufung extremer Wetterereignisse. Hierzulande nimmt vor allem die Gewitterhäufigkeit zu. Schwere Gewitter wiederum verschlechtern nachweislich Asthmaattacken. Das zeigen etwa Analysen der sogenannten Thunderstorm-Asthma-Events etwa in Melbourne oder London. Das Auftreten dreier Faktoren – nämlich eine hohe Pollenkonzentration von vor allem Gräsern, sehr starke Winde während des Gewitters und eine erhöhte Feinstaubbelastung – sorgten dafür, dass Klinikeinweisungen von Asthma-Notfallpatienten rapide anstiegen und die Todesfälle stiegen. Die Erklärung: In Kombination mit der Luftverschmutzung und besonders mit Gewittern platzen die Pollen durch die elektrostatische Aufladung der Luft, und die Bruchstücke gelangen tiefer in die Lunge.
Hier gilt es, durch die Beobachtung von Wetterlagen und Pollenkonzentrationen eine präzisere Frühwarnung für Allergiker zu entwickeln, als herkömmliche Pollenkalender sie bieten. Traidl-Hoffmann: »Ein Frühwarnsystem für Allergiker etwa bezüglich solcher Wetterlagen wäre ein gutes Instrument, um Klimaresilienz aufzubauen. Das Klima und die Folgen seiner Veränderung verhalten sich für den Menschen nicht linear. Natürliche Resilienz schützt und federt Veränderungen ab, eben bis zu einem Punkt, an dem das System kippt. Den Klimawandel aufhalten können wir nicht, wir können ihn nur abmildern, indem wir versuchen, eine Klimaresilienz aufzubauen, also Strategien zu entwickeln, wie wir trotzdem überleben können.«
Die seit Jahrzehnten weltweit stetig steigende Rate an antibiotikaresistenten Erregerstämmen schränkt die Therapiemöglichkeiten bei Mensch und Tier stark ein und kann negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. Das Robert Koch-Institut (RKI) sieht in Antibiotikaresistenzen »eine der größten Herausforderungen für die globale Gesundheit dieser Zeit«. Auch von der »stillen Pandemie« ist die Rede. Ende August legte das Institut neue Zahlen für Deutschland vor.
Laut einer Studie von Forschenden des RKI, der Universität Washington und weiteren Einrichtungen starben im Jahr 2019 rund 45.700 Menschen in Deutschland in Zusammenhang mit antibiotikaresistenten Erregern. Nicht immer war dabei die Resistenz die direkte Ursache. Besonders häufig führten Blutstrominfektionen sowie Atemwegs- und Bauchrauminfektionen zum Tod. Rund 9600 dieser Menschen sind laut RKI jedoch unmittelbar aufgrund der Resistenz des Erregers gestorben – »wären die Betroffenen mit dem gleichen Erreger ohne Resistenz infiziert gewesen, hätten sie vermutlich überlebt«.
Antibiotikaresistenzen sind eine globale Gesundheitsbedrohung. Die Therapiemöglichkeiten bei Mensch und Tier werden dadurch stark eingeschränkt. / © Adobe Stock/analysis121980
Durch den immer häufigeren Einsatz von Antibiotika in der weltweiten Medizin entstehe Selektionsdruck: Bakterienstämme, die eine Resistenz gegenüber dem Antibiotikum besitzen, überleben und können sich weiter ausbreiten. »Ein wichtiger Ansatz zur Verringerung von Antibiotikaresistenzen ist daher der verantwortungsvolle und sachgerechte Einsatz von Antibiotika bei Mensch, Tier und in der Landwirtschaft«, schreibt das RKI auf seiner Website. Dies beinhaltet, den Antibiotikaeinsatz auf ein Minimum zu reduzieren, Antibiotika im Hinblick auf Therapiedauer, Dosierung und Darreichungsform indikationsgerecht anzuwenden und fachgerecht zu entsorgen.
Die weltweite Problematik der antimikrobiellen Resistenzen ist ein Paradebeispiel dafür, wie nötig das One-Health-Konzept ist, um in Sachen Klimaschutz etwas bewegen zu können. Der ganzheitliche Gesundheitsansatz braucht die vermehrte Zusammenarbeit von Politik, Behörden, Wirtschaft, Instituten und Wissenschaftlern verschiedenster Fachdisziplinen – und zwar sektorenübergreifend und über Ländergrenzen hinweg. Das hat das »Hochrangige Expertengremium für One Health« (One Health High-Level Expert Panel, kurz: OHHLEP), das von der Weltgesundheitsorganisation WHO, der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH), der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und deren Umweltprogramm (UNEP) gebildet wird, im Jahr 2021 festgeschrieben.