Neue Pandemie im Anflug |
Mit Dengvaxia® gibt es bereits seit 2018 einen Dengue-Impfstoff, allerdings nur für Menschen, die bereits eine Dengue-Infektion durchgemacht haben und in einem Endemiegebiet leben. Mit Qdenga® ist seit gut einem Jahr ein lange erwarteter tetravalenter abgeschwächter Lebendimpfstoff auf dem Markt. Die Brasilianer etwa hätten mit einer Massenimpfkampagne begonnen, berichtete Jelinek.
Laut der Fachinformation kann der neue Impfstoff auch bei Personen ohne vorherige Infektion eingesetzt werden. Etwas überraschend empfahl die Ständige Impfkommission (STIKO) Qdenga Ende letzten Jahres jedoch nicht als generelle Dengue-Prävention. Sie rät nur zur Impfung bei Personen ab vier Jahren, die in der Vergangenheit eine labordiagnostisch gesicherte Dengue-Infektion durchgemacht haben. Diese sollten den Impfstoff vor Reisen in Endemiegebiete mit erhöhtem Ansteckungsrisiko oder bei gezielten Tätigkeiten mit Dengue-Viren außerhalb von Endemiegebieten erhalten. Eine vollständige Impfserie besteht aus zwei Dosen im Mindestabstand von drei Monaten.
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»In Vorbereitung auf eine Reise in exotische Länder sollte man nicht zum Nadelkissen werden. Freilich ist der Impfschutz vor mobilen Krankheitserregern zu überdenken, in jedem Fall sinnvoll ist aber ein guter Basisimpfschutz«, sagte Professor Jelinek. Und daran hapere es in Deutschland enorm. So landete Deutschland bei einer EU-weiten Umfrage auf dem letzten Platz im Ranking um Durchimpfungsraten von Basisimpfungen wie Tetanus, Masern & Co.
Zudem bedauerte Jelinek das Wiederaufleben so einiger Infektionskrankheiten durch die Coronapandemie. »Weil Präventionsmaßnahmen reduziert wurden und besonders Impfkampagnen gegen Masern eingestellt wurden, sehen wir nun die Konsequenzen. Auch in einigen (Nachbar-)Ländern wie der Schweiz, England und Russland steigen die Fallzahlen. Viele Länder, die vor der Pandemie als masernfrei galten, melden wieder Fälle, etwa auf dem amerikanischen Kontinent.
Der Reisemediziner plädierte deshalb dafür, in der reisemedizinischen Beratung besonderen Wert auf den Schutz vor »alltäglichen Krankheiten wie Keuchhusten, Masern, Diphtherie oder auch FSME durch Zecken zu legen und an Auffrischimpfungen zu denken«.
Die STIKO spricht derzeit keine allgemeine Impfempfehlung für Personen aus, die noch nie mit dem Dengue-Virus infiziert waren, da momentan nicht ausgeschlossen werden kann, dass bei diesen Personen eine erste Infektion nach der Impfung mit einem schweren Krankheitsverlauf einhergeht. Jelinek kommentierte das mit den Worten: »Diese Lebendimpfung zeigt hohe Effektivitätsdaten. Gleichzeitig wurde in der Nachbeobachtungsperiode von nunmehr mehr als 6 Jahren kein Sicherheitssignal gesehen. Die Auslösung von Komplikationen bei Kontakt mit dem Wildvirus ist für Geimpfte also nicht zu befürchten. In der reisemedizinischen Praxis hat dieser Impfstoff einen hohen Stellenwert.« Er wies jedoch darauf hin, dass »die Wirksamkeit über einen Zeitraum von drei Jahren abnimmt. Eine Booster-Impfung könnte dem entgegenwirken.«