Neue Pandemie im Anflug |
Mit Impfstoffen allein werde es nicht möglich sein, die von Mücken übertragenen Infektionskrankheiten in den Griff zu bekommen, prognostizierte der Tropenmediziner. Damit etwa das erklärte Ziel der WHO »keine Dengue-bedingten Todesfälle ab 2030« in die Tat umgesetzt werden könne, sieht er in der professionellen Stechmückenkontrolle mit innovativen und nachhaltigen Methoden einen wichtigen Schlüssel. Die »grüne« Stechmückenbekämpfung sei ein wichtiges Thema in seinen Forschungsgruppen. Er nannte ein Beispiel:
So erhofft er sich mit dem Einsatz von mit Wolbachia-Bakterien infizierten Gelbfiebermücken, in denen sich Dengue-Viren praktisch nicht vermehren, große Erfolge. Alle Nachkommen dieser Weibchen sind dann ebenfalls mit Wolbachia infiziert. Eine 2021 im Fachjournal »New England Journal of Medicine« publizierte Studie zeigt, wie effektiv die Bakterien bei der Virenbekämpfung helfen können. Dabei wurden in einigen Stadtteilen von Yogyakarta in Indonesien über einen Zeitraum von 9 Monaten mit Wolbachia infizierte weibliche Gelbfiebermücken ausgesetzt. Die anderen Stadtteile, in denen keine Wolbachia-Mücken ausgesetzt wurden, dienten als Vergleich. In den Stadtteilen mit den Bakterienmücken waren die Bewohner zu 70 Prozent vor Dengue-Infektionen geschützt.
Stechmücken können auch für Vögel zum Verhängnis werden. Das Usutu-Virus aus der Familie der Flaviviren wird von verschiedensten Stechmücken zwischen Vögeln übertragen und zählt damit auch zu den Arboviren. Ursprünglich stammt das Virus aus Afrika und vermutlich haben Zugvögel es vor rund zwanzig Jahren nach Europa eingeschleppt. Seitdem sorgt das Virus für kleinere, wiederkehrende Ausbrüche unter Vögeln in Europa. Weil es meist Amseln sind, die innerhalb weniger Tage nach dem Stich apathisch und aufgeplustert verenden, war schnell vom »Amselkiller« oder vom »rätselhaften Amselsterben« die Rede.
2010 identifizierte die Arbeitsgruppe um Dr. Jonas Schmidt-Chanasit am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg das Virus in der Gemeinen Hausmücke Culex pipiens, die in Weinheim im Oberrheintal gefangen wurde. Geht eine Gefahr für den Menschen dabei aus? Das Usutu-Virus kann zwar zu Krankheitssymptomen wie Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschlägen beim Menschen führen, aber seltener als etwa das West-Nil-Virus, informiert das Tropenmedizinische Institut auf seiner Website. Dennoch werden seit einigen Jahren Blutproben teilweise routinemäßig neben anderen Infektionserregern auch auf Usutu-Viren untersucht.
Beim Wegräumen eines verendeten Tieres ist in jedem Fall der direkte Kontakt zu vermeiden. Insofern sind Handschuhe oder eine umgestülpte Plastiktüte und Mundschutz zu tragen. Anschließend sind die Hände zu desinfizieren. Tote Vögel können an das Bernhard-Nocht-Institut geschickt werden, wo sie auf das West-Nil- und Usutu-Virus untersucht werden, um Daten zu sammeln.