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In der Schwangerschaft

Paracetamol erneut auf dem Prüfstand

Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft negativ auf das Kind auswirken könnte. Ein kausaler Zusammenhang ist damit nicht bewiesen, das Ergebnis verdeutlicht aber, dass die Anwendung mit Vorsicht erfolgen muss.
PZ
04.10.2022  12:00 Uhr

Schwangere nicht verunsichern

Dies bestätigt Dr. Ann Z. Bauer, die am Zentrum für Autismusforschung und -bildung der University of Massachusetts forscht und nicht an der Studie beteiligt war: »Diese Befunde sind wichtig, weil der Gebrauch von Paracetamol so weit verbreitet ist.« Die in dieser Studie gefundene Risikoerhöhung für Aufmerksamkeitsprobleme liege in der Größenordnung wie bei früheren Untersuchungen. Auch wenn Paracetamol das individuelle Risiko somit nur geringfügig erhöhe, könnte es, weil es das in der Schwangerschaft am häufigsten eingesetzte Analgetikum ist, für einen großen Teil der neurologischen Probleme in der Gesamtbevölkerung verantwortlich sein, so Bauer.

Dr. Wolfgang Paulus, Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm, schränkt jedoch ein, dass die Ergebnisse dieser Studie nur »grenzwertig signifikant« seien. Denn in beiden Kategorien, in denen eine signifikante Risikoerhöhung festgestellt wurde, lag die untere Grenze des Konfidenzintervalls der aOR bei 1,01. Damit bestehe statistisch nur ein »marginaler Zusammenhang«. Er betont: »Eine kausale Verknüpfung zwischen Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft und neurologischen Defiziten der Kinder ist damit keinesfalls nachgewiesen.«

Paulus verweist auf eine Konsensuserklärung von Wissenschaftlern, die im vergangenen Jahr im Fachjournal »Nature Reviews Endocrinology« erschien und für einen zurückhaltenden Einsatz von Paracetamol in der Schwangerschaft plädierte. Das Schmerzmittel soll demnach nur gegeben werden, wenn es medizinisch indiziert ist, und auch dann nur in der niedrigsten wirksamen Dosis für die kürzeste mögliche Zeit. Diesen Aussagen stimmt Paulus zwar zu, doch sieht er auch die Gefahr, dass die Verbreitung solcher Warnungen in den Medien bei schwangeren Frauen »für Zweifel, Angst, Schuldgefühle und Misstrauen gegenüber der Ärzteschaft« sorge. Festzuhalten sei zudem, dass andere Analgetika wie nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) oder Opioide bei Schwangeren definitiv keine besseren Alternativen seien.

Weitere gravierende Mängel der Studie sieht Paulus darin, dass weder die Dosis und die Häufigkeit noch der Zeitpunkt der Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft erfasst wurden. Angesichts der unterschiedlichen Stadien der Sensibilität in der kindlichen Entwicklung wäre dies aber von Bedeutung gewesen.

Insgesamt übt der Experte scharfe Kritik an der Art und Weise, wie zu diesem Thema geforscht und publiziert wird: »Die grenzwertig signifikanten Resultate in etlichen Studien zu Entwicklungsstörungen nach mütterlicher Einnahme von Paracetamol erwecken den Eindruck eines Publikationsbias.« In der Tat kann man sich fragen, warum zum Beispiel die Autoren der aktuellen Publikation die Daten dieser Kohortenstudie, in der es eigentlich um etwas ganz anderes ging, ausgerechnet hinsichtlich der Paracetamol-Anwendung ausgewertet haben.

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