Politische Kampagne in den Startlöchern |
Die ABDA-Präsidentin sieht noch Möglichkeiten, die Apothekenreform, wie sie jetzt vorgesehen ist, zu verhindern. / Foto: IMAGO/Jürgen Heinrich
»Unsere Zukunft steht auf dem Spiel«, mahnt Overwiening in der Videobotschaft und erklärt, dass sie die Wut, Verzweiflung und Angst der Apothekenteams teile. Die Trivialisierung der Arzneimittelversorgung und Scheinapotheken lehne sie entschieden ab.
»Die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums sind eine zerstörerische Reform, die die Versorgung durch Apothekerinnen und Apotheker in der Apotheke vor Ort abschafft und zehntausende Arbeitsplätze gefährdet«, so Overwiening weiter. Letztendlich seien »die Leidtragenden dieser ideologischen Pläne die Patientinnen und Patienten, die für die Sicherheit bei ihren Arzneimitteltherapien auf unsere Kompetenz angewiesen sind«, sagte sie. Die Gesundheit der Bevölkerung unseres Landes werde mit dem Referentenentwurf in Gefahr gebracht.
Trotz der scheinbar aussichtslosen Lage gelte es jedoch, Mut, Konstruktivität und Zuversicht beizubehalten und für »unsere Zukunft und eine sichere Arzneimittelversorgung« zu kämpfen, appelliert sie an die Apothekenteams. Bisher sei das Gesetz nur ein Entwurf und es könne noch aktiv gegengesteuert werden.
Dazu seien Gespräche mit Politikerinnen und Politikern unerlässlich, auch während der Sommerpause. Einige Entscheidungsträger seien auf Seiten der Apotheken. »Signalisiert wird uns in diesen Gesprächen mit der Politik, dass wir den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen dürfen und uns konstruktiv und gestalterisch einbringen sollen, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten«, so Overwiening. »Dieser verbindliche gute Gesprächsfaden wird für die nächsten Monate entscheidend sein. Denn das Parlament macht die Gesetze, nicht das Ministerium«.
Für die kommenden Wochen seien Gespräche bereits vereinbart. Während Proteste zu einem anderen Zeitpunkt nötig werden könnten, wäre eine sofortige Protestwelle kontraproduktiv.
Am 17. Juli befasst sich das Kabinett mit dem Gesetzesentwurf zur Apothekenreform. Kommt es zu einem Kabinettsbeschluss, geht der Beschluss in das Parlament und an den Bundesrat. Das Parlament trifft sich erst wieder nach der Sommerpause in der zweiten Septemberwoche.
»In den kommenden Tagen werden wir eine großangelegte politische Kampagne starten, die in mehreren Phasen verläuft«, kündigte die ABDA-Präsidentin an. »Ziel der Kampagne ist es, der Politik und Gesellschaft zu verdeutlichen, auf welche Apotheken-Leistungen unsere Patientinnen und Patienten künftig verzichten müssten«.
Zunächst soll ein Schwerpunkt auf Social Media liegen: »In dieser Phase brauchen wir Sie. Teilen Sie diese Inhalte und werden Sie auf Ihren eigenen Kanälen aktiv«, appellierte Overwiening an die Apothekenteams. Im Hintergrund entstehe dann eine größer angelegte emotionalisierende Kampagne zum Nutzen und zu den Leistungen der Apotheke. Die Teams der Apotheken seien aufgerufen, direkte Kontakte mit der Politik aufzunehmen und beispielsweise die Bundestagsabgeordneten in den Wahlkreisen um ein Gespräch bitten.