PTA gehören zum AMTS-Team |
Juliane Brüggen |
27.09.2021 11:30 Uhr |
Eine weitere Gruppe, die von AMTS profitieren kann, sind Patienten, die Hochrisiko-Arzneimittel einnehmen. »Bestimmte Medikamente tragen ein hohes Risiko mit sich. Diese Patienten sollte man daher besonders in den Fokus nehmen«, riet Hecking. Ein Augenmerk müsse beispielsweise auf Medikamenten liegen, die ein hohes Risiko für gefährliche Nebenwirkungen bergen, wenn sie unter- oder überdosiert werden, etwa Methotrexat (oral), Insuline oder Digitoxin. Auch ein hohes Interaktionspotenzial ist ein Risiko: So müssen zum Beispiel bei oralen Antikoagulanzien wie Phenprocoumon zahlreiche Interaktionen bedacht werden, nicht nur mit anderen Antikoagulanzien, sondern auch mit Antidepressiva (SSRI), Antibiotika oder Schilddrüsenmedikamenten. Eine umfassende Liste mit Hochrisiko-Arzneimitteln gibt es auf der Webseite des ISMP (Institute for Safe Medication Practices, Kanada).
Das sollte aber nicht heißen, dass zum Beispiel Marcumar als das »Medikament des Monats« ausgerufen wird und allen entsprechenden Kunden ein AMTS angeboten wird, erklärte Hecking. »Das ist leider datenschutztechnisch nicht erlaubt. Aber Sie können eben bei diesen Patienten genauer nachfragen, wenn Ihnen ein Marcumar-Rezept überreicht wird.«
Im Hinblick auf Einnahme und Anwendung der Medikation müsse das pharmazeutische Personal immer wieder »über den Tellerrand des Möglichen« schauen, so die Apothekerin. Als Beispiel nannte sie einen Fall, in dem die schriftliche Dosierungsanweisung für Digitoxin-Tabletten »Mo: 3 Di: 2 Mi: 2 Do: 1 Fr: 1 Sa: 1 So: 1 usw.« lautete.
Der Patient führte die Medikation jedoch nicht, wie eigentlich vorgesehen, mit einer Tablette pro Tag fort, sondern begann das Schema immer wieder von vorne. Resultat war eine leichtgradige Überdigitalisierung. So ein Fall könne glimpflich ausgehen, sagte Hecking, aber Herzglykoside, die eine geringe therapeutische Breite haben, könnten auch schlimmere Nebenwirkungen wie Bradykardien auslösen. Der Fokus müsse daher auf dem Patientengespräch liegen. Heckings Rat an PTA: »Haben Sie Ihre Patienten im Blick. Schauen Sie nach und fragen Sie nach, wo Probleme liegen könnten.«