Riechstörungen behandeln |
Verena Schmidt |
09.12.2022 15:00 Uhr |
Im Zuge der Coronapandemie sind in den vergangenen zweieinhalb Jahren Riechstörungen verstärkt in den Fokus gerückt, galten sie doch lange als eines der wichtigsten Leitsymptome einer Infektion mit SARS-CoV-2. Rund die Hälfte der Patienten klagte bei Infektionen mit der Alpha- und Delta-Variante des Virus über Geschmacks- und Geruchsverlust. Bei der Omikron-Variante, die in Deutschland seit Anfang 2022 vorherrschend ist und andere Varianten inzwischen nahezu vollständig verdrängt hat, sind die Symptome nach der aktuellen Studienlage allerdings deutlich seltener und meist milder ausgeprägt.
Für HNO-Arzt Deeg ist ein Geruchsverlust nach einer Viruserkrankung kein neues Phänomen. »Riechstörungen als Folge einer viralen Infektion haben wir auch schon vor der Coronapandemie gesehen. SARS-CoV-2 ist nicht das einzige neurogene Virus, das dieses Symptom hervorruft.« Patienten schilderten in der Anamnese oft, dass sie vor einiger Zeit unter einem starken Infekt mit hohem Fieber gelitten hätten. Die Riechstörungen träten dann in der Regel auf, wenn der Infekt bereits abklingt, berichtet Deeg aus seiner Erfahrung.
Bei einer Covid-19-Infektion werden entzündliche Prozesse ausgelöst. Geschädigt werden dabei aber wohl nicht primär die Riechsinneszellen oder die Zellen des Riechkolbens, haben Wissenschaftler der Max-Planck-Forschungsstelle für Neurogenetik in Frankfurt herausgefunden. Demnach scheint SARS-CoV-2 vor allem die Stützzellen in der Riechschleimhaut anzugreifen. Welche Aufgaben diese Zellen haben, ist bislang kaum untersucht. Tierstudien deuten darauf hin, dass Stützzellen verschiedene Helferfunktionen haben, sie liefern beispielsweise Stoffwechselprodukte für die Riechsinneszellen.
»Unsere Ergebnisse zeigen, dass SARS-CoV-2 Stützzellen im Riechepithel von Covid-19-Patienten infiziert und sich in diesen Zellen stark vermehrt«, fasst Professor Dr. Peter Mombaerts, Direktor der Max-Planck-Forschungsstelle für Neurogenetik, in einer Pressemitteilung zusammen. Vermutlich führen dann virale oder zelluläre Komponenten, die von den Stützzellen freigesetzt werden, zu einer Downregulation olfaktorischer Rezeptoren.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.