Risiko für Mutter und Kind |
Ein gesundes Baby wünschen sich alle Eltern. Das Screening auf Schwangerschaftsdiabetes, dessen Erkennung und Therapie erhöhen die Chancen darauf. / © Adobe Stock/phokrates
Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes (GDM Gestational diabetes mellitus) genannt, ist eine Störung des Glucosestoffwechsels, die bei werdenden Müttern erstmals während der Schwangerschaft auftritt. In den meisten Fällen ist sie vorübergehend, steigert jedoch für die betroffenen Mütter das Risiko, im weiteren Verlauf ihres Lebens an Typ-2-Diabetes zu erkranken. In Deutschland entwickeln 8 Prozent der Schwangeren einen Gestationsdiabetes. Dabei hat die Wahrscheinlichkeit zu erkranken in den letzten Jahren laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) stetig zugenommen.
Im Laufe jeder Schwangerschaft entwickelt sich, bedingt durch die hormonellen Veränderungen im Körper der Frau sowie den erhöhten Energiebedarf des Fetus, eine relative Insulinresistenz. Regulierend wirkt dabei das in der Plazenta gebildete Hormon Lactogen. Die entstehende Insulinresistenz sichert dem ungeborenen Kind eine ausreichende Menge an Glucose und damit die Energie für das Wachstum, weil dadurch mehr Glucose in der Blutbahn der Mutter zirkuliert, die nicht – wie bei normalem Glucosestoffwechsel – rasch in die Körperzellen der Mutter aufgenommen wird. Zum Ausgleich des Blutzuckerspiegels produziert die Bauchspeicheldrüse gesunder Schwangerer mehr Insulin. Bei Frauen, die an einem Gestationsdiabetes erkranken, liegt dagegen ein relativer Mangel an Insulin vor. Die Blutzuckerwerte steigen an.
Neueste Erkenntnisse der Forscherin Marie-France Hivert von der Harvard University in Boston und ihrer Mitarbeiter zeigen, dass ein Protein der Plazenta als Gegenspieler zum Lactogen wirkt: IGFBP1 (insulin-like growth factor binding Protein 1). Die Freisetzung dieses Proteins aus der Plazenta vermindert die Insulinresistenz. Im Verlauf der Schwangerschaft steigen die IGFBP1-Spiegel an und erhöhen die Insulinsensitivität. Bei einem Schwangerschaftsdiabetes steigt die Konzentration des Proteins hingegen nicht ausreichend. Für die Zukunft lassen sich aus diesen Forschungsergebnissen womöglich neue Ansätze für Diagnoseverfahren und die Therapie der Erkrankung entwickeln.
Frauen mit einem oder mehreren der nachfolgend genannten Risikofaktoren sollten engmaschig ärztlich überwacht werden.