Schlaganfall – SOS im Gehirn |
Um Schäden gering zu halten, muss die Durchblutung der Gehirnzellen so schnell es geht wiederhergestellt werden. Die Art der Behandlung hängt davon ab, ob ursächlich ein Gefäßverschluss oder eine Blutung im Gehirn vorliegt. Bei einem ischämischen Schlaganfall müssen Mediziner das verstopfte Gefäß befreien. Zur systemischen Thrombolyse verabreichen sie dem Patienten das Fibrinolytikum Alteplase. Dabei handelt es sich um die rekombinante Version des menschlichen Gewebs-Plasminogenaktivators (rt-PA), es aktiviert Plasminogen direkt zu Plasmin. Plasmin spaltet Fibrin, wodurch der Thrombus zersetzt wird und das Blut wieder ungehindert durch das Gefäß fließen kann. Für eine wirksame Thrombolyse muss die Therapie innerhalb von viereinhalb Stunden nach Symptombeginn erfolgen und es darf keine Kontraindikationen vorliegen.
Im Einzelfall kann die Therapie auch noch in einem längeren Zeitabstand zum Symptombeginn helfen. »Außerhalb des Zeitfensters von viereinhalb Stunden ist eine Spezialdiagnostik mit CCT oder MRT erforderlich, um festzustellen, ob noch Hirngewebe vorhanden ist, das gerettet werden kann«, erzählt Schäbitz. Gewebe, das unmittelbar an den Infarktkern angrenzt und noch überlebensfähige Zellen enthält, bezeichnet man als Penumbra. »Wenn sich solches Penumbra-Gewebe nachweisen lässt, kann eine Lysetherapie auch noch bis zu neun Stunden nach dem Schlaganfall durchgeführt werden. Auch wenn das Zeitfenster unbekannt ist, zum Beispiel bei Schlaganfall aus dem Schlaf heraus, kann eine Lysetherapie bei vorhandener Penumbra erfolgen.«
Ein junges Alter schützt nicht vor einem Schlaganfall. In Deutschland erleiden Schätzungen zufolge bis zu 500 unter 18-Jährige jedes Jahr einen Schlaganfall. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich noch höher, da ein Schlaganfall bei Kindern nicht immer erkannt wird.
Meist liegen dem Hirninsult im Kindes- und Jugendalter angeborene Gefäßmissbildungen, Herzerkrankungen, akute, systemische Infektionen oder eine angeborene Thromboseneigung zugrunde. Bei Neugeborenen kann eine komplizierte Geburt die Ursache sein. Die klassischen Risikofaktoren bei Erwachsenen spielen allenfalls eine untergeordnete Rolle. Der kindliche Apoplex äußert sich oft subtiler und unspezifischer als bei Erwachsenen. Zwar können typische Schlaganfallsymptome wie Bewegungsstörungen, Sprach- und Sehstörungen, Lähmungserscheinungen oder starke Kopfschmerzen auftreten, gerade bei Kleinkindern können aber auch epileptische Anfälle ein Hinweis sein.
Bei einem Verdacht ist schnelles Handeln gefordert, denn auch bei Kindern gilt: »Time is brain«. Optimal ist die Behandlung in einer »Pediatric Stroke Unit«, von denen es in Deutschland aber noch zu wenige gibt. Im Anschluss an die Akutbehandlung sind wie bei Erwachsenen meist Rehabilitationsmaßnahmen erforderlich. Da Kinder sehr lernfähig sind, können sie sich oft gut an mögliche verbleibende Einschränkungen anpassen.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.