Schwindel – von harmlos bis gefährlich |
Wenn Schwindel mit Störungen im Gleichgewichtssystem zusammenhängt, bezeichnet man ihn als vestibulären (peripher oder zentral-vestibulären) Schwindel. Beispiele für peripher-vestibulären Schwindel sind gutartiger (benigner) paroxysmaler Lagerungsschwindel, Morbus Menière oder ein akuter Ausfall des Gleichgewichtsorgans (akute unilaterale Vestibulopathie/Neuritis vestibulari). Bei einer zentral-vestibulären Vertigo ist die Steuerung des Gleichgewichtssinns im Gehirn gestört. Ein Beispiel dafür ist Schwindel im Zusammenhang mit einer Migräneattacke (vestibuläre Migräne). Zentral bedingter Schwindel kann auch durch Krankheiten wie Arteriosklerose oder Parkinson oder durch Medikamente und Drogen ausgelöst werden.
Alle Ursachen, die nicht auf Störungen des Gleichgewichtssystems zurückzuführen sind, sind nicht vestibuläre Schwindelursachen. Sie können eher harmlos sein wie ein niedriger Blutzuckerspiegel oder eine unzureichende Flüssigkeits- oder Nahrungsaufnahme. Störungen wie Diabetes mellitus, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, Lungen- und Nervenerkrankungen sowie Sehprobleme oder hohes Fieber kommen jedoch ebenfalls als Auslöser infrage. Nicht immer lässt sich eine körperliche Ursache feststellen. Von psychogenem Schwindel sprechen Ärzte, wenn ein seelisches Ungleichgewicht vorliegt. Er kann im Zusammenhang mit Angst, Stress oder Konflikten auftreten. Wenn die auslösende Situation überstanden ist, verschwindet meist auch der Schwindel wieder.
Bei Gleichgewichtsstörungen sollten Patienten den Arztbesuch nicht zu lange hinauszögern. »Da Schwindel ernste Ursachen haben kann, ist eine alleinige Selbstbehandlung nicht anzuraten«, sagt Huppert. Die Suche nach der Schwindelursache kann jedoch eine Herausforderung darstellen. Oft fällt diese nicht in ein Fachgebiet allein und Patienten müssen mitunter neben dem Hals-Nasen-Ohren-Arzt auch einen Neurologen, Internisten, Augenarzt und/oder Orthopäden aufsuchen.
Für das Arztgespräch ist es wichtig, dass Betroffene so genau wie möglich beschreiben, wie sich der Schwindel anfühlt, verhält und wann er auftritt. Ein Drehschwindel lässt sich mit dem Gefühl vergleichen, permanent Karussell zu fahren, während sich ein Schwankschwindel wie Bootsfahren anfühlt. Ein Synkopengefühl äußert sich als Benommenheit oder drohende Ohnmacht. Die Symptomatik kann sich überlappen, so fühlen sich Schwankschwindel und eine Synkope oft ähnlich an. Tritt die Gleichgewichtsstörung nur zu bestimmten Zeiten, minuten- oder stundenlang auf oder ist sie permanent vorhanden? Leiden Patienten begleitend unter weiteren Symptomen wie Schwitzen, Übelkeit, Erbrechen, Seh- oder Hörstörungen oder verstärkter Ängstlichkeit? Die DEGAM-Leitlinie »Akuter Schwindel in der Hausarztpraxis« enthält ein Raster, mit dem der Arzt die Art des Schwindels besser einordnen kann.