Forscher aus Australien haben das Therapeutic Music Capacities Model (TMCM) entwickelt. Es könnte als Grundlage dienen, Charakteristika von Musik wie Tonhöhe, Lautstärke, Klangfarbe und Rhythmus in der Therapie etwa bei der Neurorehabilitation bei Demenz, Parkinson-Krankheit, Schlaganfall und ADS (Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom) zu nutzen. Ziel ist es, Verbesserungen im Verhalten sowie im kognitiven, psychosozialen und motorischen Bereich der Betroffenen zu erreichen.
Die Forscher heben darin sieben Fähigkeiten von Musik hervor, die auf jeden von uns wirken:
Eine Literatursuche aus dem Jahr 2021 ergab, dass 29 deutsche medizinische Leitlinien aus dem AWMF-Register die Musiktherapie als Behandlungsoption beinhalten. Am häufigsten basiert sie auf einem Expertenkonsens und als Teil eines multimodalen Behandlungsansatzes. Eine »Sollte-Empfehlung« erhält sie etwa in der Leitlinie »Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen« (derzeit in Überarbeitung), eine »Kann-Empfehlung« etwa in den Leitlinien »Demenzen – Living Guideline« und »Schlaganfall« (derzeit in Überarbeitung). Bis heute ist die Musiktherapie in der ambulanten Versorgung jedoch keine Kassenleistung.
Wichtig ist Kreutz, Musik und Gesang wieder mehr in der Fläche einzusetzen, als Mittel, das Freude macht und Gemeinschaft schafft, Älteren in Altenheimen Zeitqualität schenkt sowie Kindern und Jugendlichen einen Sinn geben kann, ihre Freizeit jenseits digitaler Medien zu gestalten.
Der Experte kritisiert, dass zwar Leuchtturmprojekte staatlich finanziell unterstützt würden, Gelder für die Förderung des Singens in der Breite aber fehlten, etwa für die Ausbildung von Personal und für ihre adäquate Bezahlung. »Gemeinsames Singen ist im Interesse auch künftiger Generationen als unverbrüchliches Kulturgut zu verstehen. Politisch sollte das Singen mehr gefördert werden, und zwar schon mit musikalisch gut ausgebildeten Pädagogen in Kindergärten und Grundschulen. Denn: Gemeinsames Singen baut Ängste, Frustationen und Aggressionen ab. Es verbindet Menschen und macht ihnen Mut, ein harmonisches Miteinander in dieser sehr auf Selbstoptimierung ausgerichteten Gesellschaft zu leben.«