Vor Reisen an diese Impfungen denken |
Nicht nur die Tigermücke erobert immer weitere für sie fremde Gefilde. Ähnliches zeichnet sich auch bei einer bestimmten Anopheles-Mücke ab, die ursprünglich in Indien beheimatet ist – und sich seit ein paar Jahren in Ostafrika etabliert und für massive Malariazahlen sorgt. Ohnehin ist Afrika der am stärksten von dieser Infektion heimgesuchte Kontinent. Die invasive Mückenart scheint die Problematik noch anzufachen – auch weil Schutzmaßnahmen wie Vektorkontrolle, Mückennetze und Chemoprophylaxe nicht effektiv greifen.
Wenn es dunkel wird, beginnt ihre Zeit: die Anopheles-Mücke auf Blutsuche / © Adobe Stock/mycteria
Der Reisemedizin-Experte Jelinek erklärte bei der Pressekonferenz: »Anopheles stephensi liebt die trockene Umgebung und hat es geschafft, in der Stadt zu brüten. Im Gegensatz zu anderen Mückenarten, die sich nur saisonal ausbreiten, ländliche Gebiete bevorzugen und in der Nähe von Sümpfen und Flüssen brüten, gedeiht Anopheles stephensi das ganze Jahr über in städtischen Gebieten und vermehrt sich in künstlichen Wasserspeichertanks, Dachrinnen oder sogar Klimaanlagen. Zudem ist sie tagaktiv.«
Diese Anpassungsfähigkeit sorgte vor allem in Äthiopien im vergangenen Jahr allein für mehr als 10 Millionen Malariafälle. Anopheles stephensi breitet sich weiter aus, auch Nigeria und Kenia – beides beliebte Touristenziele – verzeichnen mittlerweile Malariafälle, die darauf zurückgehen.
Gleichwohl meldete das CRM Ende März einen Anstieg der Infektionszahlen in Nordnamibia, im Westen Afrikas gelegen, aber von den bislang bekannten Anopheles-Mücken übertragen. »Angesichts des aktuellen Malaria-Ausbruchs sollten Reisende ihre Reisepläne sorgfältig prüfen und rechtzeitig eine reisemedizinische Beratung in Anspruch nehmen«, riet Jelinek. Nordnamibia bietet zahlreiche touristische Attraktionen, darunter den Etosha-Nationalpark.
»Angesichts zunehmender Resistenzen gegen Malariamedikamente gewinnt der Mückenschutz an Bedeutung«, so der Experte. Die bislang zwei zugelassenen Totimpfstoffe zeigen allenfalls mäßigen Schutz vor Infektionen und sind nicht allgemein verfügbar. Um sich vor den dämmerungs- und nachtaktiven Anopheles-Mücken zu schützen, sollten Reisende lange Kleidung tragen und unbedeckte Haut mit Repellentien behandeln. In Schlafräumen halten Mückengitter oder Moskitonetze die Insekten fern. Wer den Schutz noch verstärken möchte, kann Kleidung und Moskitonetze mit Insektiziden imprägnieren.
Ob und wenn ja welche Chemoprophylaxe erforderlich ist, entscheidet der Arzt in der reisemedizinischen Beratung aufgrund der geplanten Reiseroute. Auf jeden Fall sollte der Termin beim Reisemediziner rechtzeitig vor Abflug erfolgen. Manche Mittel sollten bereits bis zu einer Woche vor der Einreise in das Malariagebiet eingenommen werden, damit sich wirksame Blutspiegel aufbauen können. Vor einem geplanten längeren Aufenthalt kann sogar eine mehrwöchige Testphase sinnvoll sein, um die individuelle Verträglichkeit zu ermitteln. In Gebieten mit eingeschränkter medizinischer Versorgung kann auch die Mitnahme von Notfallmedikamenten zur Selbsttherapie ratsam sein.