Warum Frauen doppelt so häufig an Depressionen erkranken |
Das können die meisten Frauen aus eigener Erfahrung bestätigen: Auch der gewöhnliche hormonell gesteuerte Zyklus kann Stimmungsschwankungen auslösen, die sich in Reizbarkeit, Traurigkeit oder Antriebslosigkeit äußern können. Bei den meisten Frauen sind diese Veränderungen vorübergehend und haben keinen Krankheitswert. Der Zusammenhang der Pille mit Depressionen wird kontrovers diskutiert (siehe Kasten).
Beim prämenstruellen dysphorischen Syndrom (PMDS) jedoch sind die Symptome deutlich intensiver und beeinträchtigen den Tagesablauf. Frauen berichten von starker Gereiztheit, Konzentrationsproblemen oder körperlichen Beschwerden wie Schmerzen und Schlafstörungen.
Die Abgrenzung zu einer eigenständigen depressiven Episode ist nicht immer einfach, da sich die Symptome teilweise überschneiden. Für die Behandlung stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Hormonelle Ansätze können den Zyklus stabilisieren und Symptome abmildern, während in schweren Fällen auch Antidepressiva wie selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) eingesetzt werden. Psychotherapeutische Unterstützung, Stressmanagement und Lebensstilmaßnahmen wie Bewegung und ausreichender Schlaf können ergänzend dazu beitragen, die Belastung zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern.
Frauen mit einem gestörten hormonellen Gleichgewicht können anfälliger für Depressionen sein. Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist eine der häufigsten hormonellen Erkrankungen bei Frauen im gebärfähigen Alter und mit einem deutlich erhöhten Risiko für Depressionen verbunden.
PCOS geht oft mit Symptomen wie Zyklusstörungen, ungewollter Kinderlosigkeit, vermehrter Körperbehaarung, Akne und Übergewicht einher. Die Anfälligkeit für metabolische Störungen wie Diabetes oder Dyslipidämie ist erhöht. Die körperlichen Veränderungen können das Selbstbild und die Lebensqualität beeinflussen und dadurch psychisches Leiden auslösen.
Studien zeigen, dass etwa die Hälfte der Frauen mit PCOS Depressionssymptome entwickeln, auch Angststörungen und Essstörungen treten vermehrt auf. Bei infertilen Frauen mit PCOS ist die Wahrscheinlichkeit für Depressionen und Ängste besonders hoch. Eine interdisziplinäre Betreuung ist empfehlenswert, da die Kombination aus gynäkologischer und psychiatrischer Versorgung die Lebensqualität verbessern kann.
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Seit Jahrzehnten gilt die Antibabypille als sichere und gut verträgliche Methode zur Verhütung. Studien legen jedoch nahe, dass für junge Frauen, die hormonelle Kontrazeptiva einnehmen, das Risiko für depressive Symptome, Suizidversuche und Suizide erhöht sein könnte. Besonders betroffen ist die Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen. Die Wahrscheinlichkeit für depressive Symptome steigt vor allem in den ersten Monaten nach Beginn der Einnahme deutlich an.
Kritiker bemängeln allerdings methodische Schwächen der zugrunde liegenden Studien und verweisen auf mögliche andere Einflussfaktoren. Trotz offener Fragen wurde in Deutschland ein Warnhinweis zu Depression und Suizidalität in die Fach- und Gebrauchsinformation aufgenommen. Fachleute empfehlen, nach Beginn der Pilleneinnahme gezielt nach depressiven Symptomen zu fragen und Betroffene engmaschig zu begleiten.