Was das PTA-Reformgesetz bringt |
Nicole Schuster |
28.10.2022 16:00 Uhr |
Zu beachten ist, dass in der ApBetrO Aufgaben genannt werden, bei denen die Pflicht der Beaufsichtigung bestehen bleiben muss. Dazu gehören die Herstellung von Parenteralia, patientenindividuelles Stellen oder Verblistern von Arzneimitteln, die Abgabe von Betäubungsmitteln und Arzneimitteln mit den Wirkstoffen Lenalidomid, Pomalidomid und Thalidomid sowie die Abgabe von im Rahmen des Einzelimports eingeführten Arzneimitteln. Apothekenleitende können darüber hinaus Ausnahmen definieren, etwa Verordnungen auf Privatrezept. Bei diesen sind anders als bei Kassenrezepten, die in der Apotheke verbleiben, keine nachträgliche Kontrolle und kein korrigierendes Eingreifen mehr möglich. Ein weiteres neues Betätigungsfeld eröffnet sich für PTA im Bereich Ausbildung. Sie können zukünftig mit einer berufspädagogischen Zusatzqualifikation den eigenen Nachwuchs selbst ausbilden. Für Barisch trägt dieser Aspekt erheblich zur Attraktivität des PTA-Berufs bei: »Ich bin sehr gespannt auf die Umsetzung der Möglichkeit, dass PTA durch eine berufspädagogische Zusatzqualifikation eigenverantwortlich PTA-Praktikanten in der Apotheke ausbilden dürfen«. Sie hoffe, dass es hierzu schnell realistisch umsetzbare Curricula geben wird und sehr viele PTA diese großartige Möglichkeit zur beruflichen Weiterentwicklung nutzen werden.
Luft nach oben bleibt bei der Entlohnung. Wer mehr Kompetenzen hat, wünscht sich meist auch mehr Geld. Auch wenn viele Apothekeninhaber ihren PTA sicherlich gerne mehr zahlen würden, ist das für viele in der aktuellen Situation nicht finanzierbar. Sie können allerdings eine Belohnung immaterieller Art bieten und ihren PTA mit Wertschätzung und auf Augenhöhe begegnen. Das entgegengebrachte Vertrauen, dass PTA die ihnen übertragenen Tätigkeiten zuverlässig ausführen, kann die Freude am Beruf ebenfalls stärken.
Der Gesetzgeber hat der PTA-Ausbildung zwar frischen Wind eingehaucht, die nächste Herausforderung besteht jedoch darin, junge Menschen für den Beruf zu begeistern. Der Adressat ist in erster Linie die sogenannte Generation Z, also junge Erwachsene, die im Zeitraum zwischen 1990 und 2000 geboren worden sind. Die kleinste Generation seit dem zweiten Weltkrieg braucht anders als vorangegangene Generationen kaum noch um Ausbildungsstellen zu kämpfen und ist so gefragt, dass sie sich für eine Anstellung nicht viel anzustrengen braucht. Entsprechend haben gute Noten und ein guter Schulabschluss für sie an Bedeutung verloren. Im Job ist ihnen eine ausgeglichene Work-Life-Balance wichtig. Die jungen Menschen sind digital aufgewachsen, im praktischen Alltag aber oft unselbstständiger.
Daraus leiten sich Chancen und Herausforderungen zugleich ab. Es ist sicherlich schwieriger, die Generation Z für Extra-Runden und Mehrarbeit zu motivieren. Andererseits lassen sich ihre Fähigkeiten und ihre Kenntnisse in der digitalen Welt nutzen. Schwächen wie eine geringere Selbstständigkeit lassen sich auffangen, indem die Apothekenleitung dem Nachwuchs erfahrene PTA als Mentoren zur Seite stellt, die bei Fragen zu praktischen Aspekten weiterhelfen. Das kann zum Beispiel Kundengespräche betreffen. Es können zusammen mit den jungen Menschen geeignete Formulierungshilfen und Standardsätze entwickelt und in Rollenspielen trainiert werden. PTA der »alten Schule« bleiben mit ihren Stärken also nach wie vor gefragt. Im besten Fall ergänzen sich die neuen Kompetenzen der jungen Generation mit denen der älteren und erfahreneren Mitarbeiter getreu dem Motto »gemeinsam stärker«.