Was taugen Salzspielplätze wirklich? |
Ärzten und Experten zufolge ist ein Besuch im Salzspielplatz zwar nicht gefährlich, bringen soll es jedoch auch nicht viel. / Foto: Adobe Stock/Artem Bruk
»Ein Besuch von Salzspielplätzen macht aus unserer Sicht medizinisch keinen Sinn. Wir empfehlen das Inhalieren auch nicht mehr zur Genesung oder Vorbeugung von Erkrankungen. Die Salzpartikel sind meist nicht klein genug, um dorthin zu gelangen, wo sie hin sollen«, sagt Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte.
»Man braucht wirklich gute Geräte, um feine Partikel zu produzieren«, sagt Lungenfacharzt Norbert Mülleneisen, Vorsitzender des Berufsverbands für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin Nordrhein. Bei Bronchitis könne das Inhalieren helfen, aber entscheidend sei die Teilchengröße, betont auch der Facharzt. Die salzhaltigen Partikel führen demnach zu einer Schleimverflüssigung. Dadurch könne zäher Schleim leichter abgehustet werden.
Besuche in einem Salzspielplatz seien nicht schädlich für die Kinder, aber man verspreche sich zu viel. »Man macht ein Geschäft mit der genervten Mutter, die ein ständig hustendes Kind um sich hat«, so der Experte. Es sei viel sinnvoller, dem Kind ein paar Tage ein vernünftiges Nasenspray zu geben oder wenn möglich auch mal ein paar Tage an die See zu fahren. »Klimaveränderungen sind in dem Zusammenhang viel hilfreicher«, so Mülleneisen. Kinderarzt Jakob Maske empfiehlt: »Abwarten, Tee trinken und viel frische Luft.« Mit einer Empfehlung für Salzspielplätze halte er sich »stark zurück«. Laut Mülleneisen sorgen die Spielplätze bei Atemwegserkrankungen für keine nachhaltige Verbesserung, sondern wirken nur symptomatisch.
Der Kieler Professor für Dermatologie, Oliver Wiedow hält Aussagen wie »Diese bewährte Therapie wirkt gegen Allergien, Pilze, HNO-Erkrankungen, Hauterkrankungen wie beispielsweise Neurodermitis oder Schuppenflechten« für nicht haltbar. Sie könne so angewendet noch nicht einmal bei der Schuppenflechte wirken, bei der bislang die besten Wirkungen von konzentrierten Kochsalzlösungen beobachtet worden seien.
»Räume mit Sole zu benebeln ist eine Idee, die man haben kann. Nachweise für eine therapeutische Wirkung kenne ich nicht«, so der Arzt am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Ein Aufenthalt auf einem salzbedeckten Boden könne allein schon aufgrund des fehlenden Kontaktes zur erkrankten Haut nicht wirken.
»An der See kann man durch die Brandungsluft kleine Salzpartikelchen einatmen, die dann in den feuchten Atemwegen aufquellen. Das führt dazu, dass sich der Schleim verflüssigt und man besser abhusten kann«, erklärt Pneumologe Mülleneisen. In verschiedenen Salzbädern werde versucht, diesen Mechanismus nachzuahmen. »Das kommt aber nicht annähernd an die Qualität der Brandungsluft ran.« Der Natur gelinge es, besonders feine Salzkristalle zu produzieren, die tief in die Lunge eingeatmet werden können. Auch gute Inhaliergeräte könnten das leisten, so Mülleneisen. Diese könne man als Patient in Arztpraxen ausleihen oder bei chronischen Erkrankungen auch verordnet bekommen.
Eine Vernebelung mit 14-prozentige Sole, wie bei einigen Anbietern angegeben, tötet laut Lungenfacharzt Mülleneisen zwar Viren und Bakterien ab. Doch er gibt zu bedenken: »Wenn die Luft so salzig wäre, würde sich kein Kind darin aufhalten. Die Sole wird in der Umgebungsluft verdünnt und diese Luft atmet man ein.«
Es sei also nicht unbedenklich, kranke Kinder mit gesunden spielen zu lassen. »Kranke Kinder sollten generell nicht mit anderen Kindern zusammengebracht werden. Es gibt gerade bei Kindern so viele verschiedene Übertragungsmöglichkeiten von Krankheiten, zum Beispiel über Schmierinfektionen.«
Ein Anbieter wirbt damit, dass Salz auch gegen Allergien helfe. »Allergien beruhen auf einem Antigen-Antikörper-Mechanismus. Salz bewirkt hier gar nichts«, so Mülleneisen. Olga Günter, Leiterin vom »Kindersalzparadies« in Berlin, berichtet, dass vor allem Erwachsene mit Heuschnupfen oft ihre Einrichtung aufsuchen. Ein Aufenthalt helfe, Symptome wie eine verstopfte Nase zu lindern.
»Die angeblichen gesundheitlichen Wirkungen der Inhalation in Salzgrotten sind aufgrund der dünnen Studienlage bisher nicht wissenschaftlich belegt«, sagt Gesa Schölgens, Projektleiterin von »Faktencheck Gesundheitswerbung« der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Das Projekt hat unter anderem einen Anbieter wegen Werbeaussagen wie »Unser Indoor-Salz-Spielplatz lindert die Symptome von Bronchitis, Asthma, Husten, Schnupfen oder starker Verschleimung« abgemahnt. Diese seien unzulässig. Laut der Expertin hatten sich Eltern an die Verbraucherschützer gewandt, die an den Werbeaussagen zweifelten.
»Kinder haben bei einem kleinen Schnupfen schon ein Riesenproblem, da sie deutlich kleinere und engere Atemwege haben als Erwachsene«, erläutert Mülleneisen. Schwillt die Nasenschleimhaut wegen eines Schnupfens an, sei die Nase bei Kindern oft gleich ganz verstopft. »Genervte Eltern greifen in ihrer Verzweiflung dann auch zu solchen Dingen wie einem Salzspielplatz«, so Mülleneisen. Langfristig bestehe immerhin Hoffnung: »Je größer die Kinder werden, desto kleiner wird das Problem.«