Was tun, wenn’s brennt? |
Im Sommer haben Blasenentzündungen Hochsaison, unter anderem weil nasse Badehosen und langes Baden den Beckenbereich abkühlen. Die Durchblutung reduziert sich, die lokale Immunabwehr ist geschwächt. Bakterien können dann leichter in die Harnwege gelangen. / © Adobe Stock/nagornyisergiy
Mehr als jede zweite Frau erlebt mindestens einmal im Leben eine Harnwegsinfektion, viele leiden sogar wiederholt daran. Kein Wunder also, dass das Thema in der Beratung eine zentrale Rolle spielt. Junge, sexuell aktive Frauen, Schwangere und Frauen in der Menopause sind besonders anfällig für Infektionen der unteren Harnwege, vor allem eine akute Zystitis, eine Entzündung der Harnblase.
Die Infektionen entstehen meist durch Bakterien, die aus dem Darm stammen, allen voran Escherichia coli (E. coli). In bis zu 80 Prozent der unkomplizierten Fälle ist dieser Keim der Hauptverursacher. Seltener sind andere Enterobakterien wie Klebsiella pneumoniae oder grampositive Erreger wie Enterococcus faecalis beteiligt. Diese Bakterien gelangen aufsteigend über die Harnröhre in die Blase. Die weibliche Anatomie begünstigt den aufsteigenden Infektionsweg – die Harnröhre bei Frauen ist kürzer als bei Männern und liegt in unmittelbarer Nähe zum After. Auch hormonelle Einflüsse spielen eine Rolle: Estrogene fördern die lokale Immunabwehr und stabilisieren die Vaginalflora. In den Wechseljahren sinkt der Estrogenspiegel jedoch, wodurch die Schleimhäute trockener und verletzlicher werden - ein Risikofaktor für wiederkehrende Infekte.
Ist ein Erreger einmal in die Blase gelangt, kann er sich an der Schleimhaut festsetzen. Dabei nutzen Bakterien wie E. coli sogenannte Fimbrien. Das sind haarähnliche Strukturen, mit denen sie an Uroepithelzellen andocken. Manche Stämme bilden zusätzlich einen Biofilm, eine Art schützenden Schleim, der sie vor der Immunabwehr und Antibiotika abschirmt. Diese Mechanismen erklären, warum manche Infekte hartnäckig verlaufen oder immer wiederkehren. Als unkompliziert wird eine Harnwegsinfektion eingestuft, wenn im Harntrakt keine funktionellen oder anatomischen Anomalien, keine Nierenfunktionsstörungen und keine Vor- beziehungsweise Begleiterkrankungen vorliegen, die Komplikationen begünstigen.