Was tun, wenn’s brennt? |
Für das Apothekenteam gehört die Beratung bei Harnwegsinfektionen zum Alltag in der Offizin. Da ist es wichtig, typische Symptome zu kennen. Eine akute, unkomplizierte Blasenentzündung äußert sich in der Regel durch Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen, medizinisch als Dysurie bezeichnet. Häufig kommt es zusätzlich zu einem stark erhöhten Harndrang, es können aber jeweils nur kleine Urinmengen abgegeben werden. Dieses Symptom wird als Pollakisurie beschrieben. Viele Betroffene berichten außerdem von dem ständigen Gefühl, die Blase sei nicht vollständig entleert. In manchen Fällen ist der Urin auch rötlich verfärbt. Das kann auf eine Blutbeimengung, also eine Hämaturie, hindeuten.
Bei der Beratung ist es wichtig, mögliche Warnzeichen wie eine Hämaturie zu erkennen, die auf eine komplizierte Infektion oder gar eine Nierenbeteiligung hindeuten. Dazu zählen auch Flankenschmerzen, meist einseitig, sowie Fieber oder Schüttelfrost. Ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl kann ein weiterer Hinweis auf eine aufsteigende Infektion im Sinne einer Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) sein. In diesen Fällen benötigen Patienten eine ärztliche Behandlung.
Auch ist zu beachten, dass hinter einem veränderten Wasserlassen nicht immer eine Harnwegsinfektion steckt. Einige Beschwerden können auch durch eine überaktive Blase, die sogenannte Reizblase, verursacht werden. Hier stehen häufiger Harndrang und kleine Urinmengen im Vordergrund, ohne dass Entzündungszeichen vorliegen. Auch eine Scheidenentzündung, etwa durch Pilze oder bakterielle Erreger, kann zu Brennen oder Schmerzen im Intimbereich führen. Begleitsymptome wie Juckreiz, Ausfluss oder Rötung liefern hier wichtige Hinweise. Schließlich sollten auch sexuell übertragbare Infektionen, etwa durch Chlamydien oder Gonokokken, als Differenzialdiagnosen bedacht werden. Diese Infektionen verlaufen oft schleichend und sind mit Unterbauchschmerzen, Ausfluss und Symptomen beim Wasserlassen verbunden. Bei Männern ist differenzialdiagnostisch an eine Prostatitis zu denken. Bei ihnen sollte ohnehin bei Harnwegsbeschwerden immer ein Arzt konsultiert werden, ebenso bei Schwangeren und Kindern.
Ein hilfreiches Instrument für einen ersten Hinweis können Urin-Teststreifen sein. Sie erlauben einen schnellen Nachweis von Leukozyten, Nitrit, Eiweiß oder Blut im Urin. Das sind alles indirekte Zeichen einer Infektion. Ein positiver Nitritnachweis spricht stark dafür, dass Nitrit-bildende Bakterien wie E. coli vorliegen, während eine Leukozyturie auf eine Entzündungsreaktion hinweist. Allerdings liefern Teststreifen keine endgültige Diagnose. Ein unauffälliger Befund schließt zudem eine Harnwegsinfektion nicht zuverlässig aus. Das gilt vor allem bei häufigem Wasserlassen, da die Konzentration von Entzündungsmarkern im Urin dadurch verdünnt wird.
Nicht jeder Harnwegsinfekt gehört in die Selbstmedikation. Bei folgenden Warnzeichen (»Red Flags«) ist eine ärztliche Abklärung erforderlich:
Komplizierte Symptomatik
Risikogruppen
Therapieversagen oder Rezidive
Zukünftig könnten verstärkt Point-of-Care-Tests (PoC-Tests) zum Einsatz kommen, die zum Beispiel die quantitative Bestimmung von Entzündungsparametern ermöglichen oder bakterielle Infektionen differenzieren können. Solche Tests bieten erweiterte Möglichkeiten für schnelle erste Hinweise auf eine mögliche Infektion. Dennoch ersetzen auch sie keine ärztliche Diagnostik. Sie können die Beratung unterstützen, aber sie haben auch klare Grenzen in Aussagekraft und Anwendungsbreite.