Wasserhaushalt im Gleichgewicht |
Barbara Döring |
04.10.2024 15:00 Uhr |
Die Nierenfunktion kann durch verschiedene Faktoren wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder eine Gefäßentzündung (Vaskulitis) beeinträchtigt sein. Arbeiten die Nieren länger als drei Monate nur eingeschränkt, ist von einer chronischen Nierenkrankheit die Rede. Die Nierenschwäche macht sich oft zunächst nicht oder mit nur geringen Symptomen bemerkbar. Typischerweise wird vermehrt hellgefärbter Urin ausgeschieden, da weniger Wasser aus dem Primärharn rückresorbiert wird. Auch wenn erstmals ein Bluthochdruck auftritt, kann das ein Zeichen einer chronischen Nierenschwäche sein.
Staut sich Wasser in den Beinen, müssen Betroffene das immer ärztlich abklären lassen. / © Adobe Stock/Julia
Ein weiterer Hinweis sind Ödeme, da sich bei Nierenschwäche vermehrt Wasser im Gewebe einlagert. Bei Verdacht auf eine Nierenfunktionsstörung wird der Arzt Albumin im Harn bestimmen. Eine gesunde Niere scheidet täglich maximal 30 mg des Bluteiweißes aus. Bei geschädigter Niere ist der Wert höher (Mikroalbuminurie), ab 300 mg ist von einer Makroalbuminurie oder Proteinurie die Rede. Auch wenn beim Wasserlassen der Urin schäumt, kann das ein Zeichen für vermehrte Eiweißausscheidung sein.
Um die Restfunktion der Nieren möglichst zu erhalten, kommen verschiedene Medikamente in Betracht. Die Therapie hängt vom Stadium der Niereninsuffizienz und möglichen Begleiterkrankungen ab. Bei Bluthochdruck oder zu hoher Albuminausscheidung kommen ACE-Hemmer oder Sartane zum Einsatz. Bei Diabetes sind diese Wirkstoffe bereits bei geringer Albumin-Ausscheidung angezeigt. Die Therapie kann das Risiko für ein vollständiges Nierenversagen senken.
Auch SGLT-2-Hemmer könnten das Fortschreiten einer Niereninsuffizienz hinauszögern, weshalb auch Nierenpatienten ohne Diabetes diese mitunter verordnet bekommen. Um erhöhte Cholesterinspiegel zu senken und die Gefäße zu schützen, kommen zudem Statine zum Einsatz. Ob sie jedoch verhindern, dass die Nierenschädigung fortschreitet, ist unklar. Besteht bei Patienten ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, sind Gerinnungshemmer wie ASS angezeigt. Da sie jedoch die Nierenfunktion weiter verschlechtern könnten, sind die Vor- und Nachteile der Therapie abzuwägen. Ist die Niere geschwächt, sammeln sich mitunter Harnsäurekristalle im Blut. Wirkstoffe wie Allopurinol senken den Harnsäurespiegel. Allopurinol wird eingenommen, wenn es tatsächlich zu einem Gichtanfall gekommen ist.
Auch bei normaler Nierenfunktion kann es Situationen geben, die den Wasserhaushalt durcheinanderbringen. So können Patienten, die aufgrund einer Hypertonie oder Herzinsuffizienz ein Diuretikum einnehmen, unter Umständen dehydrieren. »Eine Diuretika-Therapie gehört zu den häufigsten Gründen, warum Patienten in der Notaufnahme vorstellig werden«, weiß Meyer. Durch die erhöhte Salz- und Wasserausscheidung über die Nieren kommt es zur Volumenreduktion, die das Herz entlastet. Wird jedoch etwa bei großer Hitze die Dosierung nicht angepasst oder die Medikation ausgesetzt, können Patienten, die nicht genug trinken, austrocknen. Hinzu kommt, dass oft auch Elektrolyte wie Kalium oder Magnesium mit verloren gehen und das Risiko für Herzrhythmus-Störungen steigt.
»Da etwa 65 Prozent der Menschen in Altersheimen mit Diuretika behandelt werden, ist das ein sehr häufiges Szenario«, betont der Nephrologe. Spätestens wenn die Temperaturen über 30 °C steigen, müssten die Patienten mit der Medikation pausieren und zum Beispiel eine Woche die Tabletten aussetzen. Das Apothekenteam kann Patienten, die Diuretika erhalten, sensibilisieren, genug zu trinken. Eventuell ist wegen der Anpassung der Dosierung im Sommer oder bei einem Infekt zur Absprache mit dem Arzt geraten. Auch wenn die Therapie leitliniengerecht ist, würde der Experte im hohen Alter und bei Demenzpatienten die Gabe von Diuretika vermeiden oder sie nur in geringer Dosierung verordnen.