PTA-Forum online
Sehen – hören – fühlen

Wie Meere, Flüsse und Seen unsere Psyche stärken

Der Blick aufs Meer, der Spaziergang am Fluss, das Bad im See – Wasser zieht uns an. Experten erklären, wie das Element unsere Psyche beeinflusst und wie wir das aktiv nutzen können.
dpa
26.05.2025  10:00 Uhr

Ohne Wasser kein Leben. Aus dem Wasser entstand das Leben auf der Erde, Wasser ist für uns überlebenswichtig. Die Siedlungen unserer Vorfahren entstanden bevorzugt an Flüssen und Küsten. Diese frühe Prägung hat sich tief in unserem Unterbewusstsein verankert.

Aus psychologischer Sicht wirkt Wasser nicht nur deshalb anziehend. Ein Aufenthalt am Meer, See oder Fluss senkt den Cortisolspiegel – das Gehirn schaltet in einen ruhigeren Modus. Die Umweltpsychologin Sandra Geiger verweist auf die sogenannte Stressreduktions-Theorie. Laut ihr ruft die Natur mit Pflanzen oder Wasser positive Emotionen hervor – Interesse, Freude und Ruhe. Das fördert die Erholung und reduziert das Stresserleben.

Wasser sehen

Eine weitere theoretische Grundlage liefert die Aufmerksamkeits-Erholungs-Theorie. In einer hektischen, lauten und uns oft mit Reizen überflutenden Umgebung wie der Stadt ist unsere Aufmerksamkeit ständig gefordert. Die Zeit in der Natur schafft einen Ausgleich. »Sie lenkt ab – aber auf eine weniger anstrengende Weise«, so die Wissenschaftlerin. Der Blick auf die gleichmäßige Bewegung des Wassers beruhigt. Sorgen verlieren an Gewicht, die mentale Präsenz kann sich erholen.

Historisch gesehen war das nicht immer so. Im Mittelalter galt das Meer als bedrohlich – voller Gefahren und Unsicherheiten. »Das änderte sich mit der Aufklärung und dem Aufkommen der Kurorte im 18. Jahrhundert«, sagt der Psychologe Florian Schmid-Höhne. Heute wissen wir: Das Meer entspannt unsere Psyche. »Der Blick in die Weite beruhigt unsere Augen, unser Gemüt. Farbpsychologisch trägt auch die blau-grüne Färbung dazu bei.« Sie steht für Weite, Ruhe, Entspannung.

Wasser hören

Doch nicht nur das Sehen wirkt – auch der Klang hat Einfluss. Das Rauschen der Wellen, das gleichmäßige Plätschern eines Baches: »Wassergeräusche werden oft als positiv empfunden«, sagt Sandra Geiger. Forschende der Carlton University und der Michigan State University untersuchten die Auswirkungen natürlicher Klanglandschaften in US-amerikanischen Nationalparks. Das Ergebnis: Schon das bewusste Hören von Naturgeräuschen kann Schmerzen und Stress verringern, die Stimmung aufhellen und die kognitive Leistung verbessern. Wassergeräusche hatten dabei den größten Einfluss auf die Gesundheit und positive Gefühle. Auch tiefenpsychologisch lassen sich Erklärungen finden: Das gleichmäßige Rauschen des Meeres löst laut Schmid-Höhne das Gefühl von Geborgenheit in uns aus. Es kann uns unterbewusst an die Zeit im Mutterleib erinnern.

Wasser fühlen

Wohltuend kann ebenso der Hautkontakt sein. Ein Sprung in den See, barfuß durch den Bach, Baden im Wasser – all das regt die Sinne, das vegetative Nervensystem und den Kreislauf an. »Wasser zu berühren hat etwas Energetisches«, sagt Florian Schmid-Höhne. Die Kälte des Wassers belebt. Genauso wie die Bewegung im Wasser. »Es hat etwas Spielerisches. Kindliche Gefühle kommen hoch.« Allerdings: »Nur wer als Kind positive Erfahrungen mit Wasser gemacht hat, hält sich auch als Erwachsener gern darin auf«, sagt Geiger. Negative Prägungen können das Gegenteil bewirken.

Im Flow des ›Blue Mind‹

Der US-amerikanische Meeresbiologe Wallace J. Nichols findet in seinem Buch viele Belege für den ›Blue Mind‹ – einen leicht meditativen Zustand von Ruhe, Frieden und innerem Gleichgewicht, der sich in der Nähe von Wasser einstellt. Wie schnell der Effekt eintritt, hängt allerdings von der individuellen Verfassung ab. Etwa »davon, mit welchen Problemen ich dem Wasser begegne und welche Persönlichkeit ich mitbringe«, sagt der Burnout-Coach Schmid-Höhne. Die meisten seiner Klienten öffnen sich nach zwei bis vier Tagen am Meer.

Ideen im Fluss

Für viele Menschen ist Wasser auch ein Ideen-Geber. Wasser inspiriert – durch Bewegung, Klang, wechselnde Lichtreflexe. Es schafft eine Atmosphäre, in der sich Assoziationen leichter verknüpfen lassen. Und es schenkt die nötige Ruhe, damit neue Gedanken überhaupt entstehen können. »Das ist vor allem in der Anfangsphase, beim Brainstorming, hilfreich, wenn man Ideen sammelt und sie sacken lässt«, erklärt Geiger. Weniger in den späteren Phasen, wo das analytische Denken einsetzt.

Vom Wasser lernen

Wasser ist zudem ein Lehrmeister. Seine fließende, anpassungsfähige Bewegung zeigt, wie wir selbst mit Herausforderungen umgehen können. Statt zu verharren, umfließt Wasser Hindernisse. Es bleibt in Bewegung, passt sich an, ohne sich zu verlieren – ein Prinzip, das sich aufs eigene Leben übertragen lässt.

»Die Küste und das Meer bieten uns viele Metaphern, um die eigenen Probleme zu betrachten«, sagt Florian Schmid-Höhne. »Ich kann ganz nah am Meer an sie rangehen oder von einer hohen Klippe auf sie schauen.« Am Meer relativiere sich auch vieles: »Ich kann meine Situation einordnen und zu der Erkenntnis kommen: So wichtig ist das alles nicht.« Oder: »Ich kann meine Gefühle im Einklang oder auch im Kontrast zur Meeresoberfläche spiegeln, wenn das Meer tobt.« Das Meer, so Schmid-Höhne weiter, stehe symbolisch für das Leben, das weitergeht. Mit der Ruhe, die es in uns auslöst, entstehen neue Pläne, die Idee für eine Veränderung im Leben.

Wasserrituale für den Alltag

Die Vorteile von Wasser lassen sich in den Alltag integrieren. Wer regelmäßig Zeit an Flüssen, Seen oder Meeren verbringt profitiert messbar. Sandra Geiger verweist auf ihre Studie mit der Arbeitsgruppe Umweltpsychologie an der Universität Wien. Sie zeigt, dass Menschen, die in Küstennähe leben oder das Meer regelmäßig besuchen, ein besseres Gesundheitsbefinden haben. Dieser Zusammenhang wurde in einer groß angelegten Untersuchung mit über 15.000 Personen aus 15 Ländern festgestellt, unabhängig von Land und Einkommen.

Auch kurze Aufenthalte wirken: Zwei Stunden Naturkontakt pro Woche seien bereits wohltuend – danach flache der Effekt ab, so Sandra Geiger. Zwischendrin können Erinnerungen helfen: »Bilder, Videos und Klänge von Wasser beruhigen das Nervensystem.« Wichtig ist die Regelmäßigkeit. Florian Schmid-Höhne empfiehlt, die Entspannung, die man am Meer erfahren hat, mit Ritualen in den Alltag zu nehmen – etwa durch morgendliche Übungen oder Spaziergänge am Fluss oder See.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz

Mehr von Avoxa