Wunden richtig versorgen |
Doch das Verfahren ist schmerzhaft und kostet viel Zeit. In Zukunft hoffen Ärzte, Wunden mit Implantaten aus 3D-Druckern zu schließen. Daran forschen etwa Biologen am Wake Forest Institute for Regenerative Medicine (WFIRM) aus Winston-Salem, North Carolina. Basis ihrer Studie sind Biopsien der Haut vom jeweiligen Patienten. Daraus wurden Fibroblasten und Keratinozyten isoliert. Die Zellen lassen sich im Labor gut vermehren. Zusammen mit einem Hydrogel entsteht eine »Tinte« für Bioprinter. Bildgebende Verfahren tasten die Wunde ab, und der Drucker trägt Schichten mit lebenden Hautzellen passgenau auf. Bislang wurde das Verfahren nur in Tiermodellen getestet, doch klinische Studien sollen folgen. Die Forscher sehen im 3D-Druck Potenzial, um Patienten schmerzhafte Hauttransplantationen zu ersparen.
Das ist die Zukunft: Haut aus dem 3D-Drucker soll irgendwann schmerzhafte Hauttransplantationen ersetzen können. / Foto: Adobe Stock/iaremenko
Noch einen Schritt weiter gingen Wissenschaftler des Rensselaer Polytechnic Institute aus Troy, New York. Ihre »Tinte« enthielt zusätzlich Endothelzellen, welche das Innere von Blutgefäßen bilden, und Perizyten, welche an der Außenwand von Blutkapillaren zu finden sind. Damit soll sichergestellt werden, dass die neue Haut ausreichend viele Blutgefäße bildet. Bis wann Patienten von 3D-Verfahren profitieren, lässt sich derzeit aber nicht sagen.
Ärzte des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil haben die Praxistauglichkeit eines anderen Verfahrens längst belegt. Sie isolierten Stammzellen aus der Haut und veränderten im Labor ein Gen. Dies war erforderlich, weil ihr Patient nicht an Verletzungen, sondern an einer erblichen Hautkrankheit, der Epidermolysis bullosa, litt. Die Haut ist bei betroffenen »Schmetterlingskindern« so empfindlich wie ein Flügel des namensgebenden Insekts. Demensprechend schnell treten Verletzungen auf. Die Stammzellen wuchsen im Labor zu Hautlappen heran und wurden dann übertragen: ein Verfahren, das sich bei Patienten mit stark zerstörter Haut ohne Erbkrankheit ebenfalls eignet, wie die Wissenschaftler belegen konnten.
Beiersdorf-Mitarbeiter des Forschungslabors 1914 / Foto: Beiersdorf
Ab 1880 entwickelten der Apotheker Paul Carl Beiersdorf (1836 – 1896) und der Dermatologe Paul Gerson Unna (1850 – 1929) in Hamburg neue Verbandsstoffe, unter anderem den Guttapercha-Mull. Guttapercha, ein kautschukartiger Stoff, sollte Baumwollgewebe abdichten, um leichter topische Wirkstoffe zu applizieren. Oscar Troplowitz (1863 – 1918) erwarb die 1882 gegründete »Fabrik dermotherapeutischer Präparate«, heute als Beiersdorf AG bekannt. Er war ebenfalls Apotheker. Auf Troplowitz gehen Leukoplast® und Hansaplast® zurück.