PTA-Forum online
Umweltschutz

Mehr Artenvielfalt, mehr Gesundheit 

Biodiversitätsschutz ist auch Gesundheitsschutz: Denn eine hohe biologische Vielfalt ist wie ein Netz, das uns gesundheitlich hält und auffängt. Damit das so bleibt, muss verstärkt nach dem One-Health-Prinzip gehandelt werden. Auch Apothekenteams können dazu ihren Beitrag leisten.
Elke Wolf
12.09.2025  16:00 Uhr

Krankheiten des Menschen sind kein isoliertes medizinisches Problem. Nach dem One-Health-Ansatz ist die Gesundheit von Mensch, Tier und Ökosystemen untrennbar miteinander verbunden und voneinander abhängig. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat den Klimawandel zur größten Gefahr für unsere Gesundheit benannt. Und: Das Zeitfenster für eine klimaresiliente Zukunft schließt sich, belegt einmal mehr der aktuelle Bericht des Intergovernmental Panel of Climate Change (IPCC).

Dabei ist es längst nicht nur die Hitze, die dem menschlichen Organismus in Form von Herz-Kreislauf- oder Lungen-Erkrankungen zusetzt. Durch die Erderwärmung können sich etwa auch infektionsübertragende Vektoren wie bestimmte Mücken- und Zeckenarten verstärkt ausbreiten. Erst Ende August meldete die europäische Seuchenschutzbehörde ECDC zunehmende Infektionsraten mit dem Chikungunya- und West-Nil-Virus in Europa. Vor allem Infektionskrankheiten, die von der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) übertragen werden, seien als »neue Normalität« zu verstehen.

Wegen der wärmeren Temperaturen, längeren Sommer und milderen Winter in europäischen Gefilden konnte sich die eigentlich aus Südostasien stammende Asiatische Tigermücke immer weiter nördlich ansiedeln und vermehren. Laut ECDC ist sie mittlerweile in 16 europäischen Ländern und 369 Regionen heimisch – gegenüber 114 Regionen noch vor einem Jahrzehnt. Der Klimawandel wirkt für Zoonosen wie ein Treiber: So sind neu auftretende Infektionskrankheiten zu mehr als 75 Prozent Zoonosen, also Erkrankungen, die wechselseitig zwischen Menschen und anderen Wirbeltieren übertragen werden.

Dienstleistungen der Natur

Der menschengemachte Klimawandel bedroht die biologische Artenvielfalt in fein austarierten, hochkomplexen Ökosystemen weltweit. »Der Verlust von intakten Ökosystemen ist keineswegs nur für die dort lebenden Organismen bedauerlich, sondern zerstört auch unsere Lebensgrundlage. Der Schutz von Biodiversität ist daher ein wichtiger Beitrag zum Schutz des Wohlergehens aller Menschen und nicht allein Ausdruck eines romantischen Naturbildes«, sagt Dr. Frauke Fischer, Biologin und Dozentin an der Universität Würzburg, wo sie die Lehre im Bereich Internationaler Naturschutz aufgebaut hat. »Der Klimawandel entscheidet darüber, wie wir in Zukunft leben, der Verlust von Biodiversität darüber, ob wir überleben«, konstatiert Fischer im Gespräch mit PTA-Forum.

»Deshalb sollten wir den Schutz der biologischen Vielfalt ganz oben auf die Agenda setzen. Ökosysteme bieten eine Reihe für uns lebenswichtige Services. Sie ernähren uns, indem sie für fruchtbaren Boden und Bestäubung sorgen, sie schützen uns vor Fluten, reinigen Wasser und Luft, liefern Arzneien und bieten Erholung«, schreibt die Biodiversitäts-Expertin in ihrem 2021 mit dem Umweltmedienpreis ausgezeichneten Buch „Was hat die Mücke je für uns getan?« (siehe Buchtipp).

Erstaunlich immens sind die Folgen des Biodiversitätsverlusts auf die Erforschung neuer Arzneistoffe: Eine Vielzahl heutiger Arzneimittel basiert auf Naturstoffen, insbesondere bei der Therapie von Krebs und Infektionskrankheiten. In den vergangenen 30 Jahren handelte es sich dabei bei schätzungsweise der Hälfte der zugelassenen Wirkstoffe um Naturstoffe oder daraus abgeleitete Derivate. Auch in der Landwirtschaft spielen Naturstoffe unter anderem bei der Entwicklung von Pflanzenschutzmitteln eine wichtige Rolle.

Grundsätzlich lassen sich diese »Ökosystemdienstleistungen« nach den Ausführungen Fischers in versorgende, regulierende, kulturelle und Basisleistungen unterscheiden (siehe Grafik).

  • Versorgungsleistungen umfasst alles, was der Mensch direkt aus der Natur entnimmt. Das kann Bau- oder Brennholz sein, Trinkwasser oder auch die leckeren Brombeeren am Waldesrand.
  • Sogenannte Regulierungsleistungen umfassen unter anderem die Regulation des Weltklimas, die Bestäubung und die Verhinderung von Erosionen.
  • Zu den Basisleistungen gehört die Fähigkeit bestimmter Organismen – meist über Photosynthese –, aus anorganischen Molekülen organische zu machen, fruchtbaren Boden zu bilden und globale Nährstoffkreisläufe aufrechtzuerhalten.
  • Als kulturelle Leistung wird verstanden, dass die Natur Erholung und Inspiration bietet.

Der Mensch könne nicht auf eine einzige verzichten, ohne dass sich das Leben erheblich verändern würde, macht Fischer deutlich. »Das Problem ist, dass wir die meisten dieser Ökosystemleistungen selbst nicht ersetzen können oder nur – wie die Bestäubung von Nutzpflanzen – in viel geringerem Ausmaß, teurer, kleinräumig und äußerst aufwändig. Die Bereitstellung fruchtbarer Böden, die Verteilung von Regen oder die Erzeugung natürlicher Ressourcen kann nur die Natur leisten.«

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz

Mehr von Avoxa